Hatschi!
Rechts steckt die Dame vom Sicherheitsdienst ihre Nase in den Rucksack eines Studenten. Ein Riesenriechorgan aus Latex. Und links an der Saaltür blitzen von der Schulter des Programmverkäufers goldene Epauletten: Das Einlasspersonal, das die schnatternden Massen durch das baubedingt unübersichtliche Foyer schleust, stimmt schon mal auf Schostakowitschs «Nase» ein.
An Covent Garden muss heute kein Blumenkohlfeld bestellt werden, schimmert kein Silbersee. In dieser student performance sitzen fast ausnahmslos Zuschauer zwischen 18 und 28 Jahren. Ein beinahe surreal junges Publikum.
Dazu die erste Oper eines 22-Jährigen, die an Covent Garden noch nie gespielt wurde – durchs Royal Opera House weht an diesem Abend ein frischer Wind.
Weil in der «Nase» wie im Zirkus eine Nummer die andere jagt, hat Bühnenbildner Klaus Grünberg aus der Szene eine Manege gemacht. Die Rückwand schlägt einen steilen Bogen, in der Mitte ragt ein kreisrundes Podium auf. Darauf der Barbier, der mit mächtigen Schwüngen seine Klinge wetzt und dem feixenden Assessor Kowaljow den Schädel schert, bis die blankgeputzte Platte mit den Brillengläsern um die Wette glänzt. Der arrogante Beamte hat freilich schon bald ...
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Opernwelt Dezember 2016
Rubrik: Im Focus, Seite 24
von Wiebke Roloff
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