Großes Klein-Ensemble
Anselm ist Student. Natürlich, er muss Student sein, denn schon in der Romantik heißen die des Lebens nur halb Tüchtigen gern Anselm(us). Sein Lehrer Johann hat ihn beauftragt, aus dem Christophorus-Stoff ein Quartett zu schreiben; doch Anselm – auch darin ein Romantiker – bekommt das Sujet in der vorgegebenen Form nicht in den Griff und wählt lieber die Großform der Oper. All sein Ringen und Zaudern und Mühen und Grübeln können nichts daran ändern, dass Anselm mit dieser Idee scheitert. Letztlich entscheidet er sich doch für die Quartettform.
Ein Stoff, wie ihn E. T. A.
Hoffmann sich hätte ausdenken können, und wie ihn Richard Strauss hätte vertonen können, da hier feine intertextuelle Spielchen à la «Ariadne» und «Capriccio» betrieben werden. Doch diese Oper, bestehend aus zwei Akten, einem Vor- und einem Nachspiel, wurde 1929 von Franz Schreker geschrieben und vor drei Jahren, ein Vierteljahrhundert nach ihrer posthumen Uraufführung in Freiburg, im Rahmen des Kieler Schreker-Zyklus auf die Bühne gebracht (siehe OW 8/2002). Nun liegt diese Produktion in einer Melange aus mehreren Live-Mitschnitten auf CD vor und füllt auf durchweg hohem Niveau diese diskografische Lücke.
Ulrich ...
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Köln hat einen neuen «Idomeneo» zum Hören. Weniger einen zum Hinsehen. Das hat zwei Gründe: Erstens ist Mozarts Oper ohnehin schwierig zu inszenieren; zweitens fällt Christoph Nel und seinem Bühnenbildner Jens Kilian nichts Nachhaltiges dazu ein, wie erstgenanntem Übel abzuhelfen wäre. Die Bühne auf der Bühne im ersten Akt klärt zwar die Fronten zwischen einer...
Die bühnenfüllende, bis ins Orchester sich hinabschwingende Freitreppe (Ausstattung: Sibylle Schmalbrock) wäre wie gemacht für den dritten «Arabella»-Akt. Sie signalisiert eher intaktes Großbürgertum, als dass sie die zwischen Traum und Wirklichkeit changierenden Brechungen dieses auf Jean Genet zurückgehenden Operneinakters des Schweden Peter Bengtson wiedergeben...
Für eine mittelgroße Bühne wie Kiel bedeutet der «Parsifal» mit Sicherheit einen nicht zu unterschätzenden Kraftakt. Wenn man unter diesen Bedingungen der Produktion mehr als nur einen Achtungserfolg bescheinigen darf, so spricht das für die Qualität des Geleisteten. Nach dem viel gepriesenen «Jahrtausend-‹Ring›» in der Ära Harms hat die Fördestadt jetzt wieder...