Fromme Tableaus
Venedigs neuer «Parsifal» stand zweifach im Zeichen der Trauer. Das Publikum gedachte Marcello Viottis, des kürzlich verstorbenen Musikchefs des Hauses, der die Produktion musikalisch leiten sollte. Zuvor hatten Gewerkschaftssprecher einen Appell verlesen, der die dramatischen Subventionskürzungen im Kulturbereich zum Thema hatte: Die Opernsituation Italiens sei in ernster Gefahr. Dann ging das Licht aus im wiederauferstandenen Teatro La Fenice, und das tönende Spiel um Erlösung durch Mitleid nahm seinen Lauf.
Regisseur Denis Krief hangelt sich an der Oberfläche der sparsamen Handlung entlang. Seine Aktionsfantasie ist so beschränkt wie sein Bewegungsvokabular. Im dritten Akt lässt er, etwa bei der Fußwaschung Kundrys, fromme Tableaus wie aus der Uraufführung nachstellen. Meist zeigt er auf schrägem Bretterboden Figuren in grau-sandfarbener, orientalischer Alltagskleidung. Nur die Blumenmädchen dürfen auf der «Baustelle Parsifal» leuchtende Brokatstoffe und Seide tragen. Der Gralskelch schrumpft zum leeren Wasserglas. Aber wo kein Raum ist und die Zeit lang wird, verlieren Gurnemanz’ Worte «Zum Raum wird hier die Zeit» ihren Sinn. Da nützt auch der diffuse Beitrag im ...
Weiterlesen mit dem digitalen Monats-Abo
Sie sind bereits Abonnent von Opernwelt? Loggen Sie sich hier ein
- Alle Opernwelt-Artikel online lesen
- Zugang zur Opernwelt-App und zum ePaper
- Lesegenuss auf allen Endgeräten
- Zugang zum Onlinearchiv von Opernwelt
Sie können alle Vorteile des Abos
sofort nutzen
Der Zerfall des russisch-bolschewistischen Staatsgebildes, begleitet von bis heute nicht bewältigten Krisenphänomenen bis hin zu brutalen militärischen und terroristischen Aktionen, hat unseren Blick auch für künstlerische Reflexionen geschärft. Um bei der Oper zu bleiben: Als Herbert Wernicke in Salzburg für Mussorgskys «Boris Godunow» auf einem riesigen...
Bis heute ist sie bei Theaterstatistiken wie Plattenkatalogen die Nummer eins. Kein Werk der Operngeschichte wird so oft aufgeführt und ist so oft aufgenommen worden wie «Die Zauberflöte». Auch die «Historische Aufführungspraxis» hat sich ihrer längst angenommen. Arnold Östman, John Eliot Gardiner und William Christie haben ihre Versionen veröffentlicht, von...
Eine verwegene These? Die Berliner Philharmoniker sind kein gutes Opernorchester – weil sie ein zu gutes sind. Wenn den Musikern und Simon Rattle eine so hellsichtige, geistsprühende Interpretation gelingt wie bei den diesjährigen Salzburger Osterfestspielen, sprengen sie das Gesamtkunstwerk Oper. Was da bei Benjamin Brittens «Peter Grimes» an elektrisierender...