Glanert: Der Spiegel des großen Kaisers

Gelsenkirchen

Opernwelt - Logo

Detlev Glanerts musikalischer Stil teilt sich dem Hörer unmittelbar mit und kommt selbst bei Kindern bestens an («Die drei Rätsel», Bonn 2004). «Scherz, Satire und tiefere Bedeutung» entpuppte sich als ein regelrechter Coup auf deutschen Theaterbühnen. Nun offeriert Gelsenkirchen den «Spiegel des großen Kaisers» – als drittes Haus –, wobei sich noch in der besuchten späten Vorstellung die Emotionen des Werks stark vermittelten.


«Der Spiegel des großen Kaisers» am Musiktheater im Revier gleicht – unterstützt von der Inszenierung Rosamund Gilmores – einem Mysterienspiel. In der Regentschaft des Stauferkaisers Friedrich II. muss man sich nicht auskennen, um sein Bühnen-Ego deuten zu können. Wie Wotan in «Rheingold» nach Welt­erkenntnis strebend, verliert er seine ­eigentlichen Pflichten aus den Augen. Die schauerliche Realität, mit der er schließlich doch konfrontiert wird, lässt ihn sein Elfenbeinturm-Dasein erkennen, welches er dennoch weiterhin verteidigt. Ein Armenarzt macht ihm seine Verantwortung klar: «Du hast die (bestehende) Ordnung nicht geändert.»
So sicher war sich der Kaiser seines herrscherlichen Selbstbewusstseins aber auch zuvor nicht, als dass er hätte widerstehen ...

Weiterlesen mit dem digitalen Monats-Abo

Sie sind bereits Abonnent von Opernwelt? Loggen Sie sich hier ein
  • Alle Opernwelt-Artikel online lesen
  • Zugang zur Opernwelt-App und zum ePaper
  • Lesegenuss auf allen Endgeräten
  • Zugang zum Onlinearchiv von Opernwelt

Sie können alle Vorteile des Abos
sofort nutzen

Digital-Abo testen

Opernwelt Mai 2005
Rubrik: Kurz berichtet, Seite 58
von Matthias Norquet

Vergriffen
Weitere Beiträge
Wenn Kinder weinen

Im Theater gewesen. Geweint: So ließe sich dieser Abend mit zwei verknappten Sätzen umreißen, aber auch: einengen. Denn dieser Abend ist mehr. Es ist ein Abend, der erst lächeln macht, dann zusehends tief berührt und schließlich wie ein Messer in die Seele fährt; ein Abend mit markerschütternden Momenten, die davon erzählen, wie Menschen durch andere Menschen...

Der Gral als Organspende

Parsifal» in einem offenen Orches­tergraben: Das kann im Grunde genauso wenig funktionieren wie die «Meistersinger» unter dem Bayreuther Deckel. Mischklang und Verschleierungstaktik von Wagners letzter Partitur sind so detailliert auf die Spezifika im Festspielhaus abgestimmt, dass sie in anderen Opernhäusern automatisch verzerrt erscheinen – zur Kenntlichkeit...

Literaturopern aufs Neue

Immer wieder nehmen Komponisten Rekurs auf einen literarischen Text, wobei es sich nicht einmal um dramatische Vorlagen handeln muss. Zwei neue Beispiele: Für die seit 1997 vom Theater Bonn mit der dortigen Bundeskunsthalle nun schon zum dreißigsten Mal durchgeführte Novitätenreihe «Bonn Chance!» komponierte der vor allem als Klavierinterpret neuer Musik...