Geist und Trieb

Frank Hilbrich hält in Mannheim das Drama von Henzes «Bassariden» offen; Rossen Gergov kämpft mit den tönenden Gewalten

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Kadmos, der Gründer Thebens, ist als König zurückgetreten. Nachfolger wird sein Enkel, der sinnenfeindliche Asket Pentheus, dem das Volk davonläuft, weil es den Orgien des Dionysos erliegt. Alle Verbote sind vergeblich, selbst Pentheus’ Mutter Agaue folgt den Verlockungen des Rauschgottes. Als Pentheus, im Gewand der Mutter, schließlich selbst den Berg Kytheron besteigt und an den sexuellen Ausschweifungen teilnimmt, hetzt Dionysos die Bassariden – die fuchsfelltragenden Mänaden – auf ihn, und er wird von Agaue, die ihn im orgiastischen Wahn für einen Löwen hält, enthauptet.

Erst am nächsten Morgen erkennt sie, dass sie ihren Sohn getötet hat. Dionysos triumphiert.

Im Libretto des Autorengespanns W. H. Auden/ Chester Kallman zu Hans Werner Henzes zweistündigem, 1966 in Salzburg uraufgeführtem Operneinakter «Die Bassariden» liest sich das recht verworren. Da wird nicht nur die antike Vorlage, «Die Bakchen» des Euripides, bis in die Moderne verlängert und der religiöse Machtkampf tiefenpsychologisch gedeutet, sondern der Text selbst von ausufernden Szenenanweisungen und Figurenbeschreibungen geradezu erdrückt. Frank Hilbrich und sein Bühnenbildner Volker Thiele ignorieren in ihrer im ...

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Opernwelt Dezember 2015
Rubrik: Im Focus, Seite 18
von Uwe Schweikert

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