Freiheitskampf pur
Nicht wenige Opernkomponisten (und keineswegs nur diejenigen, die lediglich eines geschrieben haben, wie Beethoven) werden auf ein einzelnes Werk reduziert. Bei Carl Maria von Weber etwa denkt jeder sofort an den «Freischütz». «Oberon», «Euryanthe» und «Silvana» hingegen fristen ein trauriges Schattendasein. Camille Saint-Saëns wird wohl noch in 100 Jahren als Schöpfer von «Samson et Dalila» in Erinnerung bleiben, dabei sind auch «Frédégonde», «Phryné» und «Henri VIII» Bühnenschöpfungen von beachtlicher Qualität.
Das gleiche «Schicksal» muss Amilcare Ponchielli erdulden: Seine «Gioconda» von 1876 kennt jedes Opernkind – aber das zwei Jahre zuvor ebenfalls an der Scala uraufgeführte Dramma lirico «I Lituani»? Schweigen im Walde. Allein deshalb ist die kürzlich erschienene Aufnahme mit dem Litauischen National-Symphonieorchester, dem Staatschor Kaunas und ausschließlich litauischen Solistinnen und Solisten unter der Leitung von Modestas Pitrėnas ein großer Gewinn. Ein Werk ist zurück in der Welt, das nicht nur zahlreiche Perlen und Preziosen unter seinem Gewand birgt (wobei beide Hauptpartien das Prädikat «mörderisch» uneingeschränkt verdienen), sondern dazu auch eine erkleckliche ...
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Opernwelt Mai 2025
Rubrik: Medien, Seite 38
von Virginie Germstein
Was könnte für das Moskauer Publikum, das seit drei Jahren gezwungen ist, seine Emotionen in der Öffentlichkeit zu unterdrücken, besser sein als eine veristische Oper mit einem inbrünstigen Dichter im Mittelpunkt?
Auf der Bühne erscheint jedenfalls ein Andrea Chénier mit Leidenschaft und Nachdruck – Najmiddin Mavlyanov übertrifft sich in der Titelrolle von...
Wenn es unter Sängerinnen und Sängern ein Genie geben kann (eine grundsätzlich nicht ganz passend erscheinende Verknüpfung), dann kann ich nur Dietrich Fischer-Dieskau nennen. Der Begriff ist momentan nicht en vogue, und doch vermag er bündig einen Menschen zu beschreiben, der etwas fortan Unentbehrliches geschaffen hat, das es zuvor so nicht gab, in bislang...
Im Kopf des jungen Mannes herrscht ein Riesen-Durcheinander. Seine gesamte Identität schwankt bedenklich, das Dasein erscheint ihm wie ein einziges Paradoxon. Auf der einen Seite fühlt sich Lisandro Vega, den sie alle nur Eisejuaz nennen, verbunden mit jenem indigenen Stamm aus dem Norden Argentiniens, als dessen Mitglied er aufgewachsen ist, auf der anderen prägt...
