Frau liebt Gangsterbraut
Wasser spielte bei den Bregenzer Festspielen von Anbeginn eine wichtige Rolle. Auf Wasser waren schon in der ersten Saison, 1946, die beiden Kieskähne gebaut, mit denen alles begann. Von Wasser umgeben war seither die Bühne. Dass die Bregenzer Dramaturgie mit dem Wasser spielt, ist systemimmanent. Man denke nur an Sentas spektakulären Sprung vom Leuchtturm (es war freilich ein Double) am Ende von David Pountneys «Fliegendem Holländer» (1989). Waghalsig springen muss in Philipp Stölzls Neuinszenierung von Carl Maria von Webers «Freischütz» niemand.
Und doch ist Wasser ein un -gewöhnlich verorteter Teil dieser Produktion. Die Topographie von Stölzls Bühnenlandschaft ist die einer apokalyptischen Welt, in der sich Kultur und Natur dem Stadium der Dystopie nähern. Wasser überflutet scheinbar unkontrolliert Teile der Bühne: 1400 Quadratmeter sind es nach Angaben der Festspiele mit einem Inhalt von 480.000 Litern Seewasser. Das übrigens dreimal täglich aus -getauscht wird, aus hygienischen Gründen. Sieht man, wie die Akteure in diesem Element immer wieder halb bis ganz versinken, ist das sicher kein Luxus…
Das Dystopische aber ergibt sich erst aus dem Zusammenspiel aller Komponenten. ...
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Opernwelt September/Oktober 2024
Rubrik: Im Focus, Seite 22
von Alexander Dick
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