Fieberanfälle
Die Aufführung von Giuseppe Verdis «La traviata» bei den Salzburger Festspielen wirft nicht ganz unwichtige Fragen zum Thema Kulturbetrieb auf.
Eine Frage könnte beispielsweise lauten: Kann eine Opernproduktion, die ein fast schon absurder medialer Vorabrummel begleitet, überhaupt irgendwie kritisierbar oder gar schlecht sein? Wenn Zeitungen, Illustrierte, Fernsehen die Stars schon im Voraus in den Himmel heben, verbietet sich dann nicht jede Kritik an ihnen von allein? Und wenn am Ende der Salzburger Premiere in den ersten Reihen die Leute spontan zu einer Standing Ovation aufspringen und die hinter ihnen Sitzenden zwingen, Gleiches zu tun, darf bei so viel echtem oder auch nur eingebildetem Enthusiasmus ein Misanthrop, der das alles nicht so gewaltig findet, einfach rausgehen, ohne angemurrt zu werden? Das Umfeld der Salzburger «La traviata»-Premiere trug jedenfalls alle Züge des Hysterischen, und die Ursache der Hysterie lässt sich mit zwei Namen benennen: Anna Netrebko und Rolando Villazón.
Nun gehört es ja zur Geschichte der Oper insgesamt, dass begeisterte, heute würde man sagen: Fans der Primadonna die Pferde ausspannen. Man sollte also den Salzburger Festspielfieberanfall, ...
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