Probe mit vertauschten Koffern
Juwel, Kleinod – die Begriffe liegen nahe. Denn nichts anderes ist’s, was sich im Kurpark von Bad Wildbad mit viel ehrenamtlichem Nachdruck frisch renoviert präsentiert. Pastellfarben – Rostrot, Lindgrün, Vanille: Wie eine Puppenstube wirkt das ehedem Königliche Kurtheater von 1864 im Vergleich zu manchem Riesenhaus. Zur Eröffnung des kleinen, feinen Festivals «Rossini in Wildbad» dirigierte Alberto Zedda eine konzertante Aufführung von «L’inganno felice» (Die glückliche Täuschung). Ihr folgte ein «Primadonnen»-Programm, das Gioacchino Rossini und Zeitgenossen vereinte.
Zwei Wildbader Lieblinge waren sich dabei nicht zu schade, das Primadonnen(un)wesen zu veräppeln: Luisa Islam-Ali-Zade mit entflammten Mezzo-Ausbrüchen und Anna-Rita Gemmabella mit brustig-sonoren Alt-Tiefen.
Die Stimmen prägten auch zwei szenische Aufführungen: die Buffa «L’occasione fa il ladro» (Gelegenheit macht Diebe) des zwanzigjährigen Rossini und «Semiramide» – nein, nicht die berühmte Voltaire-Vertonung Rossinis, sondern – getreu dem Wildbader Konzept, auch das Umfeld des Maestros zu beackern –, die des achtundzwanzigjährigen Giacomo Meyerbeer, seit 1820 nicht mehr gespielt. Und da zeigte sich aufs ...
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