Feministisch

Bizet: Carmen an der Met in New York

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Wer die dritte Aufführung der neuen «Carmen» an der Met erlebte, bekam wahrscheinlich einen besseren Eindruck von den Intentionen der Regisseurin Carrie Cracknell und des Dirigenten Daniele Rustioni als zur Premiere: Piotr Beczała, der vorgesehene Don José, hatte die ersten beiden Aufführungen krankheitsbedingt verpasst. Glaubt man den Kritiken und einer Rundfunkübertragung mit dem Einspringer Rafael Davila, blieben Rustionis Tempi da noch schleppend, während er am besuchten Abend eine dynamische, in der narrativen Entwicklung indes schwache Lesart ablieferte.

Cracknell, in der Oper unerfahren, siedelt den ersten Akt vor einer schwer bewachten, von Metallzäunen umgebenen Rüstungsfabrik an. Besser machen sich die futuristischen Bühnenbilder von Michael Levine in den späteren Akten, während Tom Scutts Kostüme wahllosen Film- und Fernsehbildern eines working class America folgen. Ohne Autos auf der Bühne scheint es indes nicht mehr zu gehen: ein gestohlener Sattelschlepper als Lillas Pastias Kneipe, mehrere Pickups für die Choristen, ein schickes rotes Cabrio für Escamillo. Es hat schon bessere Ideen gegeben ...

Es war überfällig, dass eine Frau «Carmen» an der Met inszeniert. Aber ...

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Opernwelt März 2024
Rubrik: Panorama, Seite 45
von David Shengold

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