Dunkles zu singen
Was Matthias Goernes neueste CD (aufgenommen bereits 2018) aus der Vielzahl jüngster Liedveröffentlichungen heraushebt, ist das Klavierspiel Daniil Trifonovs. Goerne hat schon immer die Partnerschaft auf Augenhöhe mit Starpianisten gesucht. Aber kaum je zuvor war das Ergebnis so überwältigend wie jetzt mit Trifonov, der einfach alles kann. Sein unvergleichlicher Anschlag, seine nuancierte, spannungsvolle Deklamation, nicht zuletzt die gestische Prägnanz seines Spiels geben jeder Phrase, ja jedem Ton Bedeutung und Sinn.
Vergleicht man Brahms‘ «Vier ernste Gesänge» mit Goernes 2015 an der Seite von Christoph Eschenbach eingespielter Aufnahme, so ist der Unterschied scheinbar minimal, bei analysierendem Hören aber doch gewaltig. Gegenüber Trifonovs ausgefeiltem, zugleich klangvollem wie subtilem Spiel begleitet Eschenbach geradezu mechanisch-brav; auch Goernes dort leicht ins Gefühlige abrutschende Rubati sind jetzt verhaltener, weil flüssiger ins Grundtempo integriert. Andererseits drängt Trifonov sich nirgends ungebührlich in den Vordergrund, sondern breitet den Teppich aus, auf dem der Bariton, Silbe für Silbe die Worte melodisierend, mit gleichsam zärtlicher Gewalt die herbe ...
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Opernwelt 8 2022
Rubrik: CDs, DVDs und Bücher, Seite 29
von Uwe Schweikert
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Ich fand es anfangs schwierig, sich wieder zu motivieren. Ich sagte mir zwar: Okay, wir haben...
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