Einspruch aus dem Elfenbeinturm: Bleierne Langeweile?
«Wenn nur die Rezitative nicht wären! Wer widerstünde der bleiernen Langeweile, die sie verbreiten?» In Richard Strauss’ «Capriccio» trifft der Graf einen wunden Punkt: Rezitative sind musikalisch weniger prägnant als die eigentlichen «Nummern». Das Problem ist so alt wie die Oper selbst. Bereits am Anfang des 17. Jahrhunderts verband man den «stile recitativo» mit «Langeweile» und «Belästigung».
Aber was, wenn die «bleierne Langeweile» nicht an der Komposition, sondern an der Ausführung läge? Wer erinnert sich nicht an Opernabende, in denen für Rezitative die Order zu gelten scheint: «Augen zu und durch»? Je früher wir durch eine Arie «erlöst» werden, desto besser! Gerade bei älteren Opern werden ja manchmal die «störenden» Rezitative ganz weggelassen. Auch diese Tendenz ist nicht neu: «Statt des Recitierens hört man jetzt nichts als […] ein hölzernes, wahrhaft jammervolles Scandieren des Textes, ohne Seele, Leben und Farbe […], nach Art einer klappernden Mühle.» Freilich hätte sich Heinrich Ferdinand Mannstein 1834 nicht träumen lassen, dass es knapp zwei Jahrhunderte später Sänger geben würde, die jeder rhythmischen Freiheit im Deklamieren entsagen, und Kapellmeister, die den ...
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Opernwelt Dezember 2015
Rubrik: Magazin, Seite 77
von Anselm Gerhard
Opernsänger sollen ja so geldgeil sein. Mi-mi-mi-mi-mi-mehr-Gaaaage! Ich finde das unfair. Wir glauben nämlich, die Dirigenten kriegen zu viel Kohle. Wenn man mal die Menge Klang bedenkt, die sie in den Aufführungen faktisch beitragen. Ein Stöhnen hier, ein Grunzen da – sonst ist von ihnen doch praktisch nichts zu hören.
Aber darüber will ich mich jetzt gar nicht...
Am Ende holt ihn der eigene Alptraum ein: Baculus liegt in seinem Blut, erschossen wegen eines angeblich gewilderten Rehbocks! Von einem Doppelgänger verfolgt fühlt sich der Schulmeister schon in der Ouvertüre, schlussendlich erliegt er wohl der eigenen Fantasie. Zwischen Anfang und Ende dieser lang ersehnten, seit 43 Jahren ersten Dresdner Neuproduktion des...
Herr Schuen, Sie sind noch jung. Ganz pauschal gefragt: Was würden Sie als Sänger gern erreichen? Welche Ziele haben Sie?
Ich möchte all das singen, was zu meiner Stimme und meiner Person passt. Und zwar so, dass ich mit dem Ergebnis zufrieden sein kann. Eines ist mir jetzt schon klar: Ich werde bestimmt nicht ausschließlich Oper machen. Wenn ich Lieder singe, geht...