Editorial Opernwelt 9/24

Opernwelt - Logo

Wer einmal das Vergnügen hatte, die Schauspielerin und Sängerin Dagmar Manzel nicht nur auf, sondern auch abseits der Bühne zu erleben, weiß, dass sie eine empathische und vitale Dame ist, ausgestattet mit Esprit, genuin (ost-)berlinischem Charme und einer erfrischend lebenszugewandten Heiterkeit. Diesem gleichsam ungeschminkten Naturell verdankt sich – neben der bemerkenswerten Bühnenpräsenz – ihre enorme Popularität.

Und eigentlich kann man sich gar nicht vorstellen, dass diese Ausnahmekünstlerin die Fassung verliert, es sei denn, die jeweilige Rolle verlangt dergleichen von ihr. Ende Juli aber war es so weit. Dagmar Manzel platzte der Kragen. Und das mit zureichendem Grund.

Im Rahmen der Debatte um den Haushalt des Landes Berlin war zuvor die wundersame Idee des Senats durchgesickert, die 2023 begonnene Sanierung der Komischen Oper Berlin auszusetzen. Die Regierungskoalition aus CDU und SPD soll sich, so berichten es lokale Zeitungen, darauf geeinigt haben, nur noch 16 Millionen Euro aufzuwenden, um das historische Gebäude in Berlins Mitte wieder in Schuss zu bringen. Hintergrund der angedachten «Maßnahme» ist die enorme Schuldenlast: Bis 2026 muss die Stadt fünf Milliarden ...

Weiterlesen mit dem digitalen Monats-Abo

Sie sind bereits Abonnent von Opernwelt? Loggen Sie sich hier ein
  • Alle Opernwelt-Artikel online lesen
  • Zugang zur Opernwelt-App und zum ePaper
  • Lesegenuss auf allen Endgeräten
  • Zugang zum Onlinearchiv von Opernwelt

Sie können alle Vorteile des Abos
sofort nutzen

Digital-Abo testen

Opernwelt September/Oktober 2024
Rubrik: Editorial, Seite 1
von Jürgen Otten

Weitere Beiträge
Hier spricht die Musik

Der erste Applaus gilt einem Sänger, der gar nicht auf der Bühne steht. Ein paar Gedenksekunden für Stephen Gould hat Tobias Kratzer noch während der Ouvertüre eingebaut. Ganz unsentimental, als Teil der zentralen Videos wird an jenen Sänger erinnert, der die Titelpartie von Anfang an getragen hat und vor einem Jahr gestorben ist. Gould war uneitel und neugierig...

Noblesse oblige!

Der Tod, so hat es der französische Philosoph Vladimir Jankélévitch in seiner fulminanten Studie «La Mort» postuliert, sei etwas Absurdes – etwas, das weit hinausreicht über unser Denken, unsere Weltwahrnehmung und über die Möglichkeit, das Unfassliche zu ertasten. Nicht so für Mérimées Carmen. Für sie ist der Tod eine Herausforderung; ein Gegner, dem eine Femme...

Dunkle Labyrinthe

Der Fürst fröstelt. Und nichts an ihm verrät den stolzen Vornamen. Ein Löwe leidet nicht. Ein Mäuschen hingegen schon, zumal wenn da gleich zu Beginn eine Frauenleiche auf dem Boden liegt und auch die Musik des Andante-Vorspiels mit ihren dumpfen fortissimo-Schlägen und dissonant herniedersausenden Cluster-Akkorden alles andere als ein Idyll insinuieren. Doch als...