Editorial

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Kein deutscher Komponist des 20. Jahrhunderts ist in den Konzertsälen und Opernhäusern so präsent wie Richard Strauss. Vom «Don Juan» bis zur «Alpensinfonie», von «Salome» bis zu «Capriccio» – die Popularität seines Œuvres ist ungebrochen. Selbst die frühen Arbeiten für die Bühne, «Guntram» und «Feuersnot», werden gelegentlich aufgeführt, ebenso die musiktheatralischen Spätblüten des «griechischen Germanen», «Daphne» oder «Die Liebe der Danae». Zumal in Dresden, wo neun seiner fünfzehn Opern aus der Taufe gehoben wurden, oder in seiner Geburtsstadt München.



Dass der kleine Richard Georg, der am 11. Juni 1864 dort zur Welt kam, eines Tages etwas mit Musik zu tun haben könnte, lag in der Luft: Der Vater war Erster Hornist an der Münchner Hofoper. Nicht abzusehen war das Wunderkind, das im Alter von sechs Jahren erste Kompositionen fabrizierte und mit neun eine selbst verfasste Polka dirigierte. Niemand konnte von Beginn an ahnen, dass da eine Künstlerpersönlichkeit heranwuchs – im 19. Jahrhundert beheimatet, der Moderne zugewandt –, an deren Widersprüchen wir uns bis heute abarbeiten. Ein geschäftstüchtiger Egozentriker, der mit dem Teufel paktierte, wenn es dem eigenen Wohl und ...

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Opernwelt Juni 2014
Rubrik: Editorial, Seite 1
von Wiebke Roloff & Albrecht Thiemann

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