Dialog ist alles
Erinnern wir uns. Es war ein heißer Augusttag des Jahres 2018 in Salzburg, man konnte froh sein, dass im Haus für Mozart die Klimaanlage funktionierte. Ein bisschen mulmig konnte einem trotzdem zumute werden angesichts dessen, was sich auf der Bühne ereignete.
Jan Lauwers hatte sich Monteverdis «L’incoronazione di Poppea» vorgenommen und anscheinend den erklärten Willen, die ganze Welt in Schwindel zu versetzen – mit «Szenen wie in der Sixtinischen Kapelle», so der belgische Regisseur, der mit seiner Needcompany zuvor vor allem mit Tanztheater-Produktionen für Furore gesorgt hatte. Ähnliches gelang ihm auch mit dieser bildmächtig-bewegungsintensiven Inszenierung. Drei Stunden lang drehten sich Tänzerinnen und Tänzer, einander abwechselnd, auf einem Gemälde, das Michelangelo nachempfunden war, auf einem kleinen Podest, wie Brummkreisel – «solistisch, solipsistisch, autistisch», wie der Korrespondent der «Opernwelt» seinerzeit süffisant anmerkte.
Das Auge war also schwer beschäftigt. Dass dennoch die Musik als Siegerin vom Platz ging, lag an einer Sängerinnen- und Sängerbesetzung, die glorreicher (und kostenintensiver) wohl kaum hätte sein können: Sonya Yoncheva verkörperte mit ...
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Opernwelt Dezember 2024
Rubrik: Magazin, Seite 66
von Jürgen Otten
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