Der Vulkan aus dem Bidet
Wer aus geordneten deutschen Opernverhältnissen kommt, dürfte verblüfft, vielleicht sogar entsetzt sein über das, was die schlimmsten Vorurteile gegenüber südlichem Schlendrian bestätigt – und dann noch erstaunter, was in diesem chaotischen Umfeld trotzdem möglich ist. Es muss zum besseren Verständnis kurz beschrieben werden. Nehmen wir das Teatro Bellini in Palermo (nicht zu verwechseln mit dem Teatro Massimo Bellini, dem Opernhaus von Catania).
Das Kammertheater mit vier Rängen ist keine Schönheit, links oben in einer Feuerwand bereitet nur den ortsunkundigen Zuschauern ein erleuchtetes Fenster ein gewisses Befremden. Es gehört zu einer Küche, deren Köchin sich bisweilen interessiert herauslehnt und deren Düfte (und Geräusche) sich mitunter im Bühnenraum bemerkbar machen und der Szene einen surrealistischen Hauch verleihen – wenn in der jüngsten Uraufführung die aus virtuellen und dreidimensionalen Komponenten zusammengesetzte Szene nicht ohnehin schon reichlich surreal gewesen wäre.
So ungewöhnlich das Theaterchen Bellini in der Altstadt Palermos ist, so tragisch ist die Situation des Teatro Massimo, des Opernhauses, das diese Uraufführung ausrichtet. Nach der legendären, von ...
Weiterlesen mit dem digitalen Monats-Abo
Sie sind bereits Abonnent von Opernwelt? Loggen Sie sich hier ein

- Alle Opernwelt-Artikel online lesen
- Zugang zur Opernwelt-App und zum ePaper
- Lesegenuss auf allen Endgeräten
- Zugang zum Onlinearchiv von Opernwelt
Sie können alle Vorteile des Abos
sofort nutzen
Gerade einmal elf Jahre sind verstrichen, seit das Gran Teatre del Liceu in Barcelona, neben der seit 1882 in Bau befindlichen Kathedrale «La Sagrada Familia», das Heiligtum der katalanischen Kulturnation, bis auf die Grundmauern niederbrannte. Doch schon vor der Jahrtausendwende, am 7. Oktober 1999, konnte das Haus an den Ramblas seine Pforten wieder öffnen – im...
Hector Berlioz‘ Künstleroper «Benvenuto Cellini» teilt mit Jacques Offenbachs «Les Contes d’Hoffmann» das Schicksal, dass sie lange Zeit in einer von der ursprünglichen Konzeption des Komponisten weit abweichenden Fassung aufgeführt wurde. Im Falle des «Cellini» war das eine unter Beteiligung von Berlioz und Liszt erstellte Bearbeitung für eine Inszenierung in...
Die Produzenten des Gruberova-Labels Nightingale hatten den richtigen ökonomischen Riecher, indem sie diesen «Barbier» erst mal sieben Jahre im Archiv bunkerten: In der Zwischenzeit hat sich der Marktwert des Konzertmitschnitts schätzungsweise verdoppelt. Denn wäre die Aufnahme bereits Ende der neunziger Jahre veröffentlicht worden, wäre sie als reiner...