Der Schmetterling als Adler

Rossini in Wien. Tagungsband

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Wien, der 22. März 1822. Sieben Jahre nach Ende jenes berühmten Kongresses, der die Kraftverhältnisse in Europa noch einmal kräftig und nicht zu Gunsten aller Beteiligten neu ordnete, betritt ein Künstler die Stadt, der Kakaniens Kapitale mit seinem Esprit in Erstaunen und Verzückung setzen wird. Und Giaochino Rossini ist – begleitet von einer bunten Sängerinnen- und Sängertruppe des berühmten Teatro San Carlo in Neapel –nicht gekommen, um Urlaub zu machen.

Sein erklärtes Ziel ist es, die führende europäische Musikmetropole, in der keine geringeren Genies als Joseph Haydn, Wolfgang Amadeus Mozart, Ludwig van Beethoven und Franz Schubert wirkten oder noch wirken, mit seinen Kompositionen zu beglücken. Und siehe da, das Unterfangen gelingt, und dies nicht eben unspektakulär: Bald schon liegt Wien dem Schwan von Pesaro zu Füßen, in tiefster und ehrlichster Bewunderung für dessen Musik. Das Wort vom «Rossini-Fieber» macht die Runde.

In der Rossini-Forschung spielte dieses Wien-Kapitel dennoch und aus nicht ganz erfindlichen Gründen lange Zeit keine besonders große Rolle. Diesen betrüblichen Umstand aus der Welt zu schaffen, war das erklärte Ziel einer dreitägigen Konferenz, zu der die ...

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Opernwelt September/Oktober 2024
Rubrik: Im Focus, Seite 28
von

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