Der klare Blick

Strauss: Die Frau ohne Schatten an der Oper Köln und der Neuköllner Oper

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Mit der «Frau ohne Schatten» lieferte Strauss seine reichhaltigste Partitur ab. Charakteristisch sind vor allem das hypnotische Klarinetten-Schneiden des Falken und das abfallende Dreiton-Leitmotiv Keikobads – fast schon explizit textgewordenes Menetekel zu einer Handlung voller (Mit-)Leid: Die Tochter des Geisterkönigs wirft keinen Schatten, sprich, sie kann keine Kinder bekommen und erscheint als Geist nicht von dieser Welt wie ihr Gatte. Dass AJ Glueckert in der Kölner Inszenierung wie ein der Schubert’schen «Winterreise» verwandt Entwanderter klingt, passt dazu wunderbar.

Das kaiserlich-kinderlose Gespann steht in Hofmannsthals Libretto einem irdischen Paar gegenüber: Färber und Färberin. Die Amme als Vermittlerin und die Kaiserin selbst dringen in diese «reale» Welt ein, um der Färberin ihren Schatten abzuwerben. Gelingt dies binnen drei Tagen, droht der Kaiser zu «versteinen» – was die Stimme des Falken wiederholt, schon fast genüsslich-höhnisch dazu veranlasst, seine Drohung in gesungenes Insistieren zu überführen.

Diese dunkle Märchenhandlung, die dem Publikum qua Partitur Verflucht-Dämonisches wie Leidenschaftlich-Menschliches nahebringt, erscheint in der Sichtweise von ...

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Opernwelt November 2023
Rubrik: Panorama, Seite 49
von Arno Lücker

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