Der Heldenkomiker
Ponnelle! So schießt es einem unwillkürlich durch den Kopf, wenn der Zürcher Vorhang sich zu Mozarts «Il re pastore» öffnet. Wie’s der große Jean-Pierre so oft praktizierte: ein üppig-barockes Brunnen-Ambiente der wülstig wuchernden Treppen-Symmetrie mit einigem Symbolgetier. Indes, Luigi Perego war’s wieder mal. Er kleidete Mozarts Huldigungs-«Serenata» ein. Apropos Kleider: Die Gestalten sind Bildschöpfungen Bouchers und Fragonards entlehnt, und die eigens von einer St. Gallener Firma auf Polyesterstoff gedruckten kompletten Vorlagen zieren Peregos zaubrische Kostüme.
Der Clou dabei: Die britischen und amerikanischen Museen haben schon die Absicht angemeldet, ihre Rokoko-Originale zusammen mit den Kostümen auszustellen.
Inszeniert hat Grischa Asagaroff, einst Ponnelle-Assistent und -Restaurator, seit Jahrzehnten künstlerischer Betriebsdirektor und eine Art Hausregisseur in Zürich. Man weiß es: Er ist kein Überflieger, aber er kann’s. Wir haben es mit einer Mozart/Metastasio-Deutung zu tun, die solide daherkommt und gewieft mit dem einschlägigen Gesten-Material hantiert. Und sie ist auch nicht ohne Witz. Vom sachten Ironie-Potenzial, der unaufdringlich-inspirierten ...
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Opernwelt August 2011
Rubrik: Panorama, Seite 45
von Heinz W. Koch
An Ausgrabungen auf dem Gebiet der romantischen Belcanto-Oper hat es in den letzten Jahrzehnten wahrlich nicht gefehlt. Keine der etwa 80 Opern Gaetano Donizettis ist gänzlich unbeachtet geblieben, Saverio Mercadante und Giovanni Pacini sind heute jedem ernsthaften Opernfreund ein Begriff und zahlreiche vorher namenlose Kleinmeister wieder ins Gedächtnis...
Die Werkgeschichte ist so kompliziert wie die Zeit, in der Schostakowitschs Oper «Lady Macbeth von Mzensk» zur Welt kam. Nach der Premiere 1934 wurden im Folgejahr die ersten (Text-)Änderungen vorgenommen, bevor die Oper nach dem Prawda-Aufsatz «Chaos statt Musik» erst einmal auf dem Index landete und erst 30 Jahre später in einer von Schostakowitsch weiter...
Wenn bei uns die Rede darauf kommt, werden plötzlich alle ganz still. Das, was derzeit in der Musikszene der Niederlande passiert, ist ein Super-Gau. Was er genau bedeutet, ist noch längst nicht für alle Betroffenen klar. Aber dass es sich um den schlimmsten anzunehmenden Fall handelt, steht außer Frage. Weniger ein Un-Fall als ein Un-Ding. Eine Zerstörung, wie sie...