Der Gladiator
Willkommen in der Welt der Posen. Warum sollte ein Opernsänger nicht Ronaldos Pfauengehabe imitieren? Willkommen in der Welt des Halls, der die Stimme riesenhaft schwellen lässt. Welche Zauberkunst war es, die ihr in der tiefen Lage bassbaritonale Fülle geschenkt hat und in der Höhe (klanglich seltsam abgekoppelt von der mittleren Lage) tenorale Töne, die an den legendären Josef Metternich erinnern? Willkommen in der Welt der Kraftmeierei, die das von Méphistophélès besungene Goldene Kalb mit dem Mittel vokaler Testosterone zum Ochsen wachsen lässt.
Willkommen in der Welt von Erwin Schrott. Dort werden dunkle Vokale um eines Forte willen mit einem grölenden Indifferenzlaut gebildet. Dort werden lange Noten megaphonisch verstärkt, die kleinen dagegen flach und resonanzarm gesungen. Ob als Escamillo oder Attila, Mefistofele oder Scarpia: Der Bariton aus Uruguay gefällt sich in der Rolle des Gladiators. Die Arie des Dapertutto singt er, bei unsinnig raschem Tempo, mit protzender Kraft, aber ohne die farblichen Valeurs einer suggestion diabolique. Im Studienbuch des großen französischen Martial Singher hätte er nachlesen können, dass es im Couplet des Escamillo tatsächlich einige ...
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Opernwelt August 2012
Rubrik: Medien, CDs, Seite 25
von Jürgen Kesting
Bekanntlich leidet die Neue Musik darunter, wenn sie von Interpreten, die in der klassischen Vokalmusik nicht reüssieren konnten, als Refugium aufgesucht wird. Ohne das «über die Wiedergabe hinausgehende, selbstständige Moment der vokalen Sprache beim Interpreten ist gerade die Objektivität des Werkes nicht zu realisieren». Bestätigt wird diese Überlegung Adornos...
Frau Breedt, in Bayreuth debütieren Sie in einem kontrovers diskutierten «Tannhäuser». Hat der Regisseur Sie überzeugt?
Ich fühle mich, da ich in einer bestehenden Inszenierung debütiere, wie in einem «Tannhäuser»-Schnellkochtopf. Regisseur Sebastian Baumgarten hat auf jede Frage eine nachvollziehbare Antwort. Seine Arbeit zu bewerten, ist nicht meine Aufgabe. Ich...
Herr Thielemann, der Musikwissenschaftler Carl Dahlhaus hat sinngemäß einmal gesagt, ein Dirigent sei halb Feldherr, halb Zauberer. Wie sehen Sie sich selbst?
Das mit dem Zauberer gefällt mir. Ein Zauberer muss ja auch auf Menschen einwirken. Manchmal mit Tricks (lacht), vor allem aber mit Handwerk und Hintergrund. Wie man die Fäden zieht, hängt von den Mitspielern...