Das globale Spektakel
Opernfilme, Musikfilme überhaupt, gibt es, so lange es den Tonfilm gibt. Doch sie galten jahrzehntelang nur als eine Art Nebenprodukt des aktuellen Geschehens – ein Hilfsmittel zur Dokumentation von Aufführungsgeschichte für Fachleute, ein Objekt für Sammler und eine Spielwiese für Opernfreaks. Das veränderte sich mit dem Aufkommen des Bildtonträgers DVD vor rund einem Jahrzehnt. Der Opernfilm befreite sich aus den Fesseln der TV-Sendezeiten und unhandlichen Videokassetten und hielt Einzug in den Medienalltag.
Ein Blick auf die Verbreitungsgeschwindigkeit des neuen Mediums lässt etwas von der Entwicklungsdynamik erahnen, in die auch die Opernverfilmungen hineingezogen wurden. Gleich nach der Markteinführung der DVD Ende der 1990er-Jahre schnellten die allgemeinen Verkaufszahlen nach oben. Bereits 2001 wurden in Deutschland erstmals mehr DVD-Scheiben als VHS-Kassetten verkauft, und in den privaten Haushalten standen 2,8 Millionen DVD-Player, dreimal mehr als im Vorjahr. Im Umsatz steigerte sich der DVD-Verkauf von 170 Millionen Euro im Jahr 2000 auf 1,381 Milliarden (davon 193 Millionen für das Nachfolgemedium BD, die Blu-ray Disc) im Jahr 2010. Im gleichen Zeitraum schrumpfte der ...
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Opernwelt Jahrbuch 2011
Rubrik: Oper digital, Seite 78
von Max Nyffeler
Seit es Regie im modernen Sinn gibt, seit etwa hundert Jahren also, wird sie angefeindet. Der Vorwurf ist im Grunde immer derselbe: zu eigenmächtig, zu weit weg von der Musik. Schon Max Reinhardt bekam das zu hören, so wie später Wieland Wagner oder Ruth Berghaus. Die gegenwärtige Debatte reiht sich da jedoch nicht einfach ein. Sie wird von offenen Geistern...
Gab es ein irrationaleres Zeitalter als das 20. Jahrhundert?
Verbannt oder verpönt zu verschiedenen Zeiten waren Mendelssohn, Mahler und Schönberg als Juden; Richard Strauss, Wilhelm Furtwängler, Hans Pfitzner und Franz Schmidt als Nazis; Hanns Eisler, Paul Dessau und Marc Blitzstein im Westen als Kommunisten; Schostakowitsch, der mit dem Vorwurf, «Lärm statt...
Prima la Musica? Erst kommen Klangvorstellungen: Einfälle zu Instrumentation, Melodie, Harmonik. Dann sucht Wolfgang Rihm die passenden Textpassagen dazu. So jedenfalls war es bei «Dionysos», einer «Opernphantasie», die bei den Salzburger Festspielen herauskam und nun zur «Uraufführung des Jahres» gewählt wurde. Wobei die Musik natürlich ihrerseits ohne Anstöße...
