Brutal schön
Noch unter der ehemaligen Generalmusikdirektorin Joana Mallwitz war die Neuproduktion von Debussys einziger Oper «Pelléas et Mélisande» geplant worden. Wegen der Pandemie verschob sich die Premiere nun bis nach dem Wechsel der Dirigentin ans Konzerthaus Berlin. Der Qualität des Abends tat dies indes keinen Abbruch: Unter der stilsicheren Leitung von Björn Huestege eroberte sich die Staatsphilharmonie die fein abgestuften Klangfarben und dynamischen Werte dieses in Opposition zu Richard Wagners «Tristan» und «Parsifal» entstandenen Sprachmelodie-Wunders.
Vieles, was häufig unbemerkt bleibt, insbesondere in den Mittelstimmen der komplexen Partitur, tat sich dem aufmerksamem Ohr auf; betörend klangen die Bläsersoli; ins Kultivierte gewendet erschien sogar das Blöken einer gestopften Trompete.
Auf der Bühne agierte ein dramatisch auf -tretendes, stimmlich prägnantes Ensemble und machte das Familienstück im dunklen Königreich Allemonde zum vielschichtig spannenden Geschehen. Staatstheater-Intendant Jens-Daniel Herzog als Regisseur fand im Dreieckskonflikt von Pelléas, seinem Halbbruder Golaud und dessen Ehefrau Mélisande mehr als nur ein Liebesdrama vor pauschal patriarchalem ...
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Opernwelt August 2024
Rubrik: Panorama, Seite 47
von Roland H. Dippel
Diese Tonart, das wissen wir nicht erst seit Puccinis Musikdramen, sondern bereits aus den Zeiten Johann Sebastian Bachs, verheißt wenig Wohliges. H-moll, das klingt nach Abschied, nach Sorgenfurchen, nach Tod. Und wenn Franz Schubert das letzte Lied der «ersten Abteilung» seiner «Winterreise» in diese Tonart kleidet, dann ahnt auch der Wanderer, dass sein Weg wohl...
Irgendwann wurde es ihm dann doch zu viel. Die Berge voller Leichen, das Blut, die verstümmelten Körper, das martialische Kriegsgeschrei, dieser unaufhörliche, schauderhafte Schrecken war so unaushaltbar geworden, dass er beschloss zu gehen, irgendwohin. Jedenfalls hinunter von der Bühne, heraus aus dem Theater der Grausamkeit, hinein in ein neues, anderes,...
Eugen Scribes Libretto zu Jacques Fromental Halévys Erfolgsoper «La Juive» von 1835 ist eine «Nathan der Weise»-Geschichte, angereichert mit viel Menschlichkeit, aber deswegen leider auch wenig Weisheit. Die Söhne des Juden Éléazar wurden einst von Christen auf dem Scheiterhaufen getötet, er hat dafür ein Baby an sich genommen und aufgezogen, das als einziges einen...