Black Comedy
«Wir sind sehr froh», lautet der ironische Slogan, mit dem Nigel Lowery Akteure wie Zuschauer ins böse Spiel stolpern ließ, das er bei seiner Stuttgarter Neuinszenierung aus Albert Lortzings komischer Oper herauskitzelte. Das Premierenpublikum war am Ende, dem unwidersprochen heftigen Beifall nach zu schließen, glücklich – die Akteure auf der Bühne, alle Gefoppte, ja Verletzte in einem Spiel um Sex und Geld, bei dem jeder jeden zu hintergehen sucht, machten immerhin gute Miene und schoben ihr Einverständnis dem lieben Gott in die Schuhe.
«Der Wildschütz» ist zwar kein Welttheater wie Verdis «Falstaff», aber auch keinesfalls das biedere Stück, das man stets in ihm sehen wollte. Dafür sorgt schon Lortzings fein ziselierte, durchgefeilte, rhythmisch höchst artikulierte Musik, die hörbar (und gekonnt) an Mozarts «Figaro» und Rossinis «Barbier» Maß nimmt. Lowery, Regisseur und Bühnenbildner in Personalunion, versetzt die Handlung in die Gegenwart – den ersten Akt mit seiner verordneten Fröhlichkeit in eine fernöstlich angehauchte Zwergdiktatur, den zweiten in ein imaginäres Theater auf dem Theater und den dritten ins poppig knallbunte Amüsierviertel einer Großstadt. Das hatte Witz ...
Weiterlesen mit dem digitalen Monats-Abo
Sie sind bereits Abonnent von Opernwelt? Loggen Sie sich hier ein
![](https://www.der-theaterverlag.de/fileadmin/user_upload/theaterverlag/paywall-images/ow-paywall-img.png)
- Alle Opernwelt-Artikel online lesen
- Zugang zur Opernwelt-App und zum ePaper
- Lesegenuss auf allen Endgeräten
- Zugang zum Onlinearchiv von Opernwelt
Sie können alle Vorteile des Abos
sofort nutzen
Intendant Gerd Uecker wusste, was er wollte: Ein Hasse sollte es sein, zum Schutze des barockopernunerfahrenen Publikums, aber ohne die Hasse’sche Ausführlichkeit. Alessandro di Marchi arbeitete sich also in die ausladende Musiksprache des Sächsischen Hofkomponisten ein und brachte Hasses vierstündige Dresdener Debütoper «Cleofide» spielend auf gut zweieinhalb...
Am Prager Nationaltheater gibt es in letzter Zeit mehr Opern-Uraufführungen als fast überall sonst in Europa. Doch ist diese Häufigkeit allein schon Beleg für ambitionierte Musiktheaterarbeit? Immerhin: Es waren auch Erfolge dabei. Im vergangenen Jahr zum Beispiel die Eishockey-Oper «Nagano» des Prager Komponisten Martin Smolka, die in ihrer fulminanten Mischung...
Musik spielte im Leben wie im Werk Goethes eine zentrale Rolle, von den anakreontischen Liedern des jungen Leipziger Studenten bis zu den opernhaften Elementen im großen Alterswerk, dem zweiten Teil des «Faust». Als Weimarer Theaterdirektor war Goethe nicht nur für das Schauspiel, sondern auch für die Oper zuständig. Hausmusik gehörte zu seinem Alltag: Goethe...