Redliches Handwerk
Wer im späten 19. Jahrhundert nördlich der Alpen Musik für die Bühne schrieb, kam um Wagner nicht herum. Mitunter hatte dies zweifelhafte Folgen: Mancher Spätgeborene ging vor den unendlichen Melodien des Bayreuther Meisters in die Knie. Chromatik light, Mischklang secondhand, geliehene Leitideen statt genuin eigener Töne. Zu den vergessenen Wagner-Epigonen jener Zeit zählt auch der dänische Komponist August Enna (1859-1939).
Vierzehn Opern, elf Operetten und fünf Ballette sind aus seiner Feder überliefert, mit der (unter dem Eindruck des «Rings» gründlich überarbeiteten) «Hexe» aus dem Jahr 1892 und der Hans-Christian-Andersen-Oper «Das Mädchen mit den Schwefelhölzern» (1897) feierte er vorübergehend europaweit Erfolge. Doch auch eine scharfe öffentliche Invektive gegen die Berufung seines Konkurrenten Carl Nielsen zum Kapellmeister des Königlichen Theaters in Kopenhagen konnte nicht verhindern, dass der gelernte Schuster, der erst als junger Mann das Notensetzen lernte, schon in den zwanziger Jahren als Auslaufmodell galt.
Wenn man nun Ennas 1904 in Weimar uraufgeführtem Opus «Heiße Liebe» («Ung Elskov») auf CD begegnet, wird rasch deutlich, warum das Werk im Fundus landete. ...
Weiterlesen mit dem digitalen Monats-Abo
Sie sind bereits Abonnent von Opernwelt? Loggen Sie sich hier ein

- Alle Opernwelt-Artikel online lesen
- Zugang zur Opernwelt-App und zum ePaper
- Lesegenuss auf allen Endgeräten
- Zugang zum Onlinearchiv von Opernwelt
Sie können alle Vorteile des Abos
sofort nutzen
Immer wieder «Katja Kabanova», «Jenufa», auch «Die Sache Makropulos» und «Aus einem Totenhaus»: Leos Janácek hat noch andere Opern geschrieben, die auf unseren Spielplänen viel zu selten erscheinen und die in mancherlei Beziehung beinahe interessanter sind als die genannten Werke, weil sie in ihrer scheinbaren Brüchigkeit und Uneinheitlichkeit vielfältige Einblicke...
Ein Novum: Philharmoniker (West) und Staatskapelle (Ost) spielen zeitgleich unter dem Chef des jeweils anderen Orchesters, sogar die Programme hat man abgestimmt. Der gemeinsame Nenner: Maurice Maeterlincks tristaneske Mär von «Pelléas et Mélisande». Daniel Barenboim dirigiert in der Philharmonie die berühmte Sinfonische Dichtung, die Schönberg, von Richard...
Niobe will alles – Macht, Liebe, Unsterblichkeit – und fordert den Himmel heraus. Aber die Götter rächen ihre Hybris, und sie verliert alles: ihre Kinder, den Gatten Anfione, zuletzt das eigene Leben. Versteinerung ist der Preis, den sie für ihren Hochmut bezahlen muss. Maßlos wie die Gestalt der antiken Mythenfigur war auch der Schwetzinger Theaterabend, der...