Bananentheater

Hannover, Mascagni: Cavalleria rusticana/Leoncavallo: I pagliacci

Opernwelt - Logo

Wir kennen die Geschichte, aber wir kennen sie nicht in dieser Gestalt, nicht mit diesen Ausbuchtungen, nicht in dieser Konsistenz. Es ist eine andere Geschichte, die hier erzählt wird: eine Geschichte, in der die beiden anderen Geschichten, die gewöhnlich nacheinander erzählt werden, zusammenfließen wie zwei breite Ströme. Mit anderen Worten: Calixto Bieito und sein Dramaturg Xavier Zuber haben die Zwillings-Verismo-Einakter «Cavalleria rusticana» und «I pagliacci» neu montiert und präsentieren an der Staatsoper Hannover beide Werke als ein Kammerspiel der Moderne.

Schon die Verortung des Geschehens führt uns aus der Atmo­sphäre des Mediterranen: kein Sizilien, kein Kalabrien nirgendwo. Die Bühne von Ariane Isabell Unfried und Rifail Ajdar­pasic zeigt eine trostlose Grünanlage am Rande einer (imaginären) Stadt. Eine Blechbude links (später steht sie an der Rückwand), zwei, drei Rasen­gevierte, dazwischen Beton mit gelben Fahrbahnmarkierungen: letztlich ein zeit-, ort- und heimatloser Raum. Die Menschen darin, wen wundert es noch, sind sämtlich verlorene Seelen.
Und darin liegt das eine Problem der Inszenierung: Auf die Dauer langweilt die Monochromie des Vegetierens und Vagierens. ...

Weiterlesen mit dem digitalen Monats-Abo

Sie sind bereits Abonnent von Opernwelt? Loggen Sie sich hier ein
  • Alle Opernwelt-Artikel online lesen
  • Zugang zur Opernwelt-App und zum ePaper
  • Lesegenuss auf allen Endgeräten
  • Zugang zum Onlinearchiv von Opernwelt

Sie können alle Vorteile des Abos
sofort nutzen

Digital-Abo testen

Opernwelt Mai 2005
Rubrik: Panorama, Seite 51
von Jürgen Otten

Vergriffen
Weitere Beiträge
Etikettenschwindel

Bis heute ist sie bei Theaterstatistiken wie Plattenkatalogen die Nummer eins. Kein Werk der Operngeschichte wird so oft aufgeführt und ist so oft aufgenommen worden wie «Die Zauberflöte». Auch die «His­torische Aufführungspraxis» hat sich ihrer längst angenommen. Arnold Östman, John Eliot Gardiner und William Christie haben ihre Versionen veröffentlicht, von...

Mehltau

Die «Gräfin Mariza» hält manches Bonmot parat. Eines davon: «Denn deine Leidenschaft brennt heißer noch als Gulaschsaft». Wenden wir dies als Maßstab auf die Neueinspielung der «Csárdásfürstin» an, werden wir uns rasch wieder enttäuscht von ihr abwenden. Die Fürstin lahmt, ihr fehlt es an Witz, an Charme, an Koketterie. Altmeister Richard Bonynge bekommt das...

Gedankenlyriker, Dramatiker, Kosmopolit

Musik spielte im Leben wie im Werk Goethes eine zentrale Rolle, von den anakreon­tischen Liedern des jungen Leipziger Studenten bis zu den opernhaften Elementen im großen Alterswerk, dem zweiten Teil des «Faust». Als Weimarer Theaterdirektor war Goethe nicht nur für das Schauspiel, sondern auch für die Oper zuständig. Hausmusik gehörte zu seinem Alltag: Goethe...