In symphonischem Aufriss
Nicht weniger als zehn politische Wechsel hat Estland im 20. Jahrhundert erlebt. Keineswegs nur Regierungswechsel, sondern grundlegende Umstürze, Neuanfänge, feindliche Übernahmen, Selbstbehauptungsversuche. Kaum irgendwo in Europa drängte sich die Geschichte des letzten Jahrhunderts so massiv zusammen wie im Baltikum. Und die Oper spiegelt alles wider. Ab 1906 begann die Theatergesellschaft «Estonia», Opern aufzuführen. Als das große, zweiflügelige Gebäude mit Opernhaus und Konzertsaal 1913 fertig war, galt es als Symbol nationalen Stolzes. Man bot Russland die Stirn.
Als nach vielen Wirren 1919 die Republik Estland ausgerufen wurde, fand dies, kein Zufall, im Opernhaus statt. Nach zwanzig Jahren Freiheit marschierte die deutsche Wehrmacht in Estland ein. 1944, während einer Vorstellung von Eduard Tubins Ballett «Kratt», bombardierten die Russen Tallinn. In den folgenden Jahrzehnten der sowjetischen Diktatur hatte estnische Musik kaum eine Chance. Sogar bei den traditionellen Sängerfesten durfte sie nur am Rande vorkommen. 1969, in einer Phase des Tauwetters, war es wieder ein Werk Tubins, das Symbolkraft gewann: Seine späte Oper «Barbara von Tisenhusen» konnte in Tallinn ...
Weiterlesen mit dem digitalen Monats-Abo
Sie sind bereits Abonnent von Opernwelt? Loggen Sie sich hier ein

- Alle Opernwelt-Artikel online lesen
- Zugang zur Opernwelt-App und zum ePaper
- Lesegenuss auf allen Endgeräten
- Zugang zum Onlinearchiv von Opernwelt
Sie können alle Vorteile des Abos
sofort nutzen
Eine Erfolgsgeschichte neigt sich ihrem Ende zu. Amélie Niermeyer ist nur noch bis zum Sommer Intendantin in Freiburg. Dann geht es Richtung Düsseldorf, wo sie ein Jahr später das Schauspielhaus übernimmt. Zuvor erfüllte sie sich erstmals den Wunsch, eine Oper zu inszenieren. Und alle Achtung, was der Debütantin da bei Jacques Offenbachs «Hoffmanns Erzählungen»...
Dass es so schnell gehen würde, hat sich Riccardo Muti mit Sicherheit nicht gedacht. Zu weit hatten sich der absolutistisch sein Haus regierende Maestro und die Belegschaft der Scala voneinander entfernt, als dass Vermittlungsversuche noch genützt hätten. Der Riss war nicht mehr zu kitten: Die überwältigende Mehrheit der Scala-Mitarbeiter sprach sich in einer...
Am Prager Nationaltheater gibt es in letzter Zeit mehr Opern-Uraufführungen als fast überall sonst in Europa. Doch ist diese Häufigkeit allein schon Beleg für ambitionierte Musiktheaterarbeit? Immerhin: Es waren auch Erfolge dabei. Im vergangenen Jahr zum Beispiel die Eishockey-Oper «Nagano» des Prager Komponisten Martin Smolka, die in ihrer fulminanten Mischung...