Aus Grau mach Blau

Rossini: Otello Mailand / Teatro alla Scala

Opernwelt - Logo

Siebzehn Operninszenierungen, acht Ballettproduktionen. Haben sich die Schleusen des Subventionshimmels geöffnet? Hat sich das Teatro alla Scala in ein Repertoiretheater verwandelt, ist sovrintendente Alexander Pereira die Quadratur des Zirkels gelungen? Anlässlich der Expo 2015 hat die Politik für ihr Kulturschmuckkästchen tiefer in die Tasche gegriffen, man will ja bella figura machen. Aber der Stagione-Betrieb blieb, Vorgänger Stéphane Lissner hat das meiste noch geplant, die Koproduktionen waren im Kasten, so auch Rossinis «Otello» mit der Staatsoper Berlin.



Ruhig ging es zu bei diesem «Otello». Wegen der tropischen Hitze? Mitunter übertönte die auf Hochtouren arbeitende Klimaanlage die Musik. John Eliot Gardiner hatte vor Monaten abgesagt: zu viele Verpflichtungen, angeblich. An seiner Statt kam der solide, 65-jährige Vieldirigierer Tang Muhai. Bis auf die Gewitterblitze im Schlussakt entlockte er dem Orchester kaum Funken, begleitete aber einfühlsam.

Das Bühnenbild, Jürgen Flimm hat’s «nach einer Idee von Anselm Kiefer» entworfen, besteht aus einem grauen Vorhang, der im Schlussakt – Überraschung! – nachtblau angestrahlt wird. Den Dogenpalast inszeniert Flimm als Gartenparty. ...

Weiterlesen mit dem digitalen Monats-Abo

Sie sind bereits Abonnent von Opernwelt? Loggen Sie sich hier ein
  • Alle Opernwelt-Artikel online lesen
  • Zugang zur Opernwelt-App und zum ePaper
  • Lesegenuss auf allen Endgeräten
  • Zugang zum Onlinearchiv von Opernwelt

Sie können alle Vorteile des Abos
sofort nutzen

Digital-Abo testen

Opernwelt August 2015
Rubrik: Panorama, Seite 42
von Dietmar Polaczek

Weitere Beiträge
Willkommen in der Hölle

Der Norden der Brüsseler Innenstadt ist kein idyllischer Ort. Die großen Boulevards mit ihren pompösen Wohnblocks zerfransen am Nordbahnhof, der Straßenstrich wirkt am Sonntag noch deprimierender als sonst, das ganze Viertel ist eine von Büroeffizienz und Kommerz diktierte Bausünde der 90er-Jahre. In der großstädtischen Ödnis drängen sich nur vor dem Théâtre...

Hohles Pathos

Die neue Oper von Marco Tutino schöpft aus beachtlichen Quellen: Alberto Moravias Roman und dessen 1960 erschienener Verfilmung in der Regie von Vittorio de Sica. In den kriegszerrütteten Jahren 1943-1945 kehrt Cesira (Sophia Loren) mit ihrer Tochter Rosetta aus Rom zurück in ihr Heimatdorf im ländlichen Italien. Sie werden verfolgt von Nazis und Faschisten, von...

Fern tümelnder Romantik

Wunderbar, wie in der Ouvertüre die Soloklarinette als jäh aufschießende Flamme die Allegro-Erregungen des Orchestertuttis durchbrach, an Klangmacht der impetuösesten Trompete nicht nachstehend und doch so viel verwandter einer transzendierten Menschenstimme. Auch die Hörnergruppe des Staatsorchesters, leicht aufgeraut und virtuos eloquent, hatte unter der...