Konkrete Utopie
Vermutlich ist Bjarní Daníelsson der einzige Opernintenant der Welt, der während der Theaterferien ein Restaurant betreibt. Mindestens drei Sommerwochen hat Bjarní – in Island redet man sich grundsätzlich mit dem Vornamen an, selbst das Telefonbuch ist nach Vornamen geordnet – jedes Jahr für den Küchendienst reserviert. Und das kam so: Auf einem Segeltörn mit einem Freund entdeckte er eines Tages ein schnuckeliges Fischerhaus am Meer, und da hatte er sogleich die Schnapsidee mit der Hobby-Gastronomie.
Man fackelte nicht lange, erwarb die kleine Immobilie, richtete sie her und versuchte sich alsbald in der Kochkunst. Mit Erfolg, wie es scheint. Der Laden in Stykkishólmur läuft. Sagt Bjarní.
Jedenfalls während der kurzen Hauptsaison, wenn die Sonne halbwegs verlässlich scheint und die Touristen kommen. Drei Wochen schmeißt er den Betrieb, drei Wochen der Freund. Warum sie sich das antun? Natürlich weil es Spaß macht. Außerdem braucht man nur zwei bis drei Autostunden, um den zweihundert Straßenkilometer nordwestlich von Reykjavík, wo rund zwei Drittel der isländischen Bevölkerung wohnt, gelegenen Küstenort zu erreichen. Und schließlich: Das Ego eines praktizierenden ...
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