Aufgefrischt und konserviert
Mit seiner dritten Oper, der abendfüllenden zweiaktigen Farce «L’equivoco stravagante» (Das wunderliche Missverständnis), hatte der erst 19-jährige Gioacchino Rossini wenig Glück. Die Behörden in Bologna, wo das Stück herauskam, stießen sich an den erotischen Freizügigkeiten des Textes von Gaetano Gasbarri wie an dem Plot selbst. Nach nur drei Aufführungen wurde die Oper vom Spielplan genommen. Für den Komponisten war das eine schlimme Erfahrung, denn er hatte alle seine damals schon beträchtlichen Talente in diese Arbeit gesteckt.
Heute kann man nur staunen über die frühreife Souveränität im Aufbau der Ensembles und das handwerkliche Geschick im Mixen disparater Stile. Pastorale und romantische Elemente vermischen sich mit burlesken und buffonesken.
Das damals inkriminierte Libretto schockt heute niemanden mehr, stattdessen kann man den Aberwitz der Handlung und die witzigen Dialoge goutieren. Der arme Ermanno versucht seinen reichen Nebenbuhler Buralicchio außer Gefecht zu setzen, indem er ihm weismachen lässt, seine Zukünftige Ernestina, Tochter des neureichen Großbauern Gamberotto, sei in Wahrheit ein Kastrat, der in Frauenkleider gesteckt wurde, um dem Militärdienst zu ...
Weiterlesen mit dem digitalen Monats-Abo
Sie sind bereits Abonnent von Opernwelt? Loggen Sie sich hier ein

- Alle Opernwelt-Artikel online lesen
- Zugang zur Opernwelt-App und zum ePaper
- Lesegenuss auf allen Endgeräten
- Zugang zum Onlinearchiv von Opernwelt
Sie können alle Vorteile des Abos
sofort nutzen
PROGRAMMTIPP: «Lulu»
Frank Wedekinds Lulu-Tragödien machten nicht nur auf der Schauspielbühne Furore. Alban Berg stellte die «Nachtwandlerin der Liebe» (Karl Kraus), die sich jenseits aller moralischen Konvention bewegt, ins Zentrum seiner letzten (unvollendet gebliebenen) Oper. Nun bringen die Salzburger Festspiele in der Felsenreitschule eine Neuproduktion der...
Puccini mochte es gar nicht, wenn die drei Einakter seines «Trittico» auseinandergerissen und mit Stücken anderer Komponisten gekoppelt wurden. Die Met trieb dieses Spiel zu besonders aparten Kombinationen und spielte jahrelang «Gianni Schicchi» als Aufwärmer vor «Salome». Doch so berechtigt der Hinweis auf die dramaturgische Einheit des «Trittico» ist: Es wächst...
Bücher über Dirigenten sind eine bei Autoren wie Lesern beliebte Spezies. Eine heikle allerdings auch. Denn die Vita eines Dirigenten, so schillernd sie (gewesen) sein mag, sagt meist wenig über sein künstlerisches Profil. So häufen sich Dirigenten-Bücher, in denen von Musik nur zwischendurch und von konkreten Interpretationsfragen gar nicht die Rede ist. Eva...