Halbe Sache
Bücher über Dirigenten sind eine bei Autoren wie Lesern beliebte Spezies. Eine heikle allerdings auch. Denn die Vita eines Dirigenten, so schillernd sie (gewesen) sein mag, sagt meist wenig über sein künstlerisches Profil. So häufen sich Dirigenten-Bücher, in denen von Musik nur zwischendurch und von konkreten Interpretationsfragen gar nicht die Rede ist. Eva Weissweilers Klemperer-Biografie fügt sich in diese Reihe ein. Leider. Die Autorin versucht gar nicht erst, der künstlerischen Physiognomie von Klemperer gerecht zu werden.
Stattdessen erzählt sie sein Leben, wie sie vorher schon das Leben von Clara Schumann, Tussy Marx, Wilhelm Busch und der Freud-Familie erzählt hat. Sie tut das temperamentvoll, mit persönlichem involvement und handwerklichem Geschick. Sie hat offenlesbar Spaß daran, sich in Situationen und Menschen hineinzufühlen. Die Schilderungen von Klemperers familiärer Situation, vom Berlin der Zwischenkriegszeit, von Prag und Hamburg gelingen lebendig. Sozialgeschichte und biografische Bausteine, Zitate und Zusammenfassungen sind abwechslungsreich kombiniert. Weissweiler hat in zahlreichen Archiven zwischen Berlin, Wien und Washington recherchiert. Doch obwohl dabei ...
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Jubiläen werden gefeiert, wie sie fallen, aber nicht immer kommen dabei auch interessante Erkenntnisse, neue Lesarten, gelungene Aufführungen heraus. Die ostdeutsche Provinz legt nun im 200. Geburtsjahr Robert Schumanns gleich zwei starke Inszenierungen von dessen einziger Oper «Genoveva» vor – ein Stück also, das Zuwendung wirklich nötig hat, denn es wird bis...
Mit dem Alten Garten besetzen die Schlossfestspiele Schwerin den städtebaulich und emotional vielleicht bedeutendsten Ort in Mecklenburg-Vorpommern. Eingerahmt von Staatstheater, Staatlichem Museum, Schloss, See und, am Horizont so nah, den Wäldern ist die städtische Szenerie hier unmittelbar und aufs Glücklichste von Natur durchdrungen. Wenn, wie bei der besuchten...
Puccini mochte es gar nicht, wenn die drei Einakter seines «Trittico» auseinandergerissen und mit Stücken anderer Komponisten gekoppelt wurden. Die Met trieb dieses Spiel zu besonders aparten Kombinationen und spielte jahrelang «Gianni Schicchi» als Aufwärmer vor «Salome». Doch so berechtigt der Hinweis auf die dramaturgische Einheit des «Trittico» ist: Es wächst...