Auf Entzug
Aus dem Nichts sollte es kommen, das langsame A-Dur-Vorspiel. Gleichsam aus vorzeitlicher Stille. Was die geteilten Streicher in den ersten «Lohengrin»-Takten zu spielen haben, scheint nicht von dieser Welt. Ein irisierendes Klanggespinst entsteht da, ein flirrendes Leuchten, magisch, mysteriös, von unwirklicher Schönheit. Musik, die auf Verführung zielt, uns entführen will in eine Sphäre des Numinosen.
Indes, es ist eine Wunderreise, die mit einem Tod ohne Verklärung endet: «Ach!» – Elsas letztes Wort, ihr finaler Verzweiflungsruf, bevor sie «entseelt» zu Boden gleitet, vom «Weh» des Königs und des Chores in massigem d-Moll übertönt, bricht den Traum. Möglich, dass Tomáš Netopil, der seit 2013 amtierende Generalmusikdirektor des Aalto Musiktheaters, an seinem Haus den Anfang von diesem Fanal her denkt, wenn er ihm mit den Essener Philharmonikern die Hintergrundstrahlung nimmt, eben jenes Licht «des blauen Himmelsäthers» herunterdimmt, das Richard Wagner in seinen programmatischen Erläuterungen zu «Lohengrin» beschwört. Nüchtern, beinahe geschäftig steigt das Orchester ein, als gelte es, ein obskures Objekt zu vermessen. Und so geht es weiter: handfest, analytisch, transparent, ...
Weiterlesen mit dem digitalen Monats-Abo
Sie sind bereits Abonnent von Opernwelt? Loggen Sie sich hier ein

- Alle Opernwelt-Artikel online lesen
- Zugang zur Opernwelt-App und zum ePaper
- Lesegenuss auf allen Endgeräten
- Zugang zum Onlinearchiv von Opernwelt
Sie können alle Vorteile des Abos
sofort nutzen
Schon merkwürdig, was sich da vor der Premiere 2005 abspielte. Protestnoten, Demos, sogar eine Debatte in der Duma löste die Nachricht aus, der Schriftsteller Vladimir Sorokin habe den Text verfasst für die erste Opernauftragsarbeit, die seit 1979 am Bolschoi Theater aus der Taufe gehoben werde. Putin-Anhänger witterten Pornografie auf offener Bühne, forderten...
Columbus, Ohio, das ist, nun ja, nicht die allererste Adresse, um als Künstler erfolgreich zu sein. Also packen Ruth und Eileen Sherwood die Koffer und fahren nach New York. Ruth will dort als Schriftstellerin reüssieren, ihre Schwester Eileen als Schauspielerin. Dass es dazu einiger erstaunlicher Peripetien bedarf, beschreibt Leonard Bernsteins Musical...
Puschkins 1820 veröffentlichte Verserzählung vom wackeren Rittersmann, der auf der Suche nach seiner geraubten Braut allerlei Prüfungen besteht, hat einen festen Platz im russischen Literaturkanon. Bis heute ist das tragikomische, an ironischen Obertönen reiche Poem in Russland populär. Auch weil Michail Glinka den Stoff für sein zweites Bühnenopus...