Auf den Spuren E. A. Poes
In Heidelberg hat sich die neue Intendanz entschieden, in jeder Saison «die spannendste neue Oper des letzten Jahres» zu präsentieren. Den Anfang macht man nun mit «Berenice», uraufgeführt bei der Münchener Biennale 2004 (siehe OW 7/2004). Der junge österreichische Komponist Johannes Maria Staud und sein Librettist, der renommierte Lyriker Durs Grünbein, haben sich dabei einer Novelle von Edgar Allan Poe angenommen: Literaturoper. Und weil die Sache zudem in einer alten Bibliothek spielt, befürchtet man zunächst viel Staub. Doch die Geschichte erweist sich als operntauglich.
Egäus ist ein blasser Jüngling, der zusammen mit seiner attraktiven Cousine auf einem ehrwürdigen Familiensitz lebt. Er vertieft sich in die alten Folianten statt in die junge Berenice. Sie leidet, er merkt’s nicht. Erst als sie schwer erkrankt und abgezehrt ist, erinnert er sich ihrer Reize. Weil nur ihre Zähne unverändert schön sind, steigert er sich in einen Zahnfetischismus hinein. Das Ergebnis ist grausig: Während er sich an das Kästchen klammert, in dem er ihre zweiunddreißig makellosen Kauwerkzeuge verwahrt, berichtet ein Bediensteter «von der Schändung des Grabes, von dem entstellten, aus den ...
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Am Ende lacht Charlotte. Werthers Selbstmord bedeutet für die junge Frau ein Erwachen aus einem amourösen Alptraum. Regisseurin Kornelia Repschläger rückt mit ihrer durchdachten Inszenierung am Mecklenburgischen Staatstheater Schwerin Charlottes ambivalente Gefühlslage in den Mittelpunkt.
Bei ihrem ersten Auftritt trägt Charlotte eine weiße Rüschenschürze,...
Er habe erstmals versucht, sich von Wagner abzuwenden, bekannte Walter Braunfels 1909 zu seiner «Prinzessin Brambilla». Die Form der Commedia dell’arte sollte alles Pathos, alle rauschhaft bezwingende Macht der Wagner’schen Musik bannen – durch ironische Brechungen und groteske Zuspitzungen. Man mag darüber streiten, ob das, mit Blick auf die «Meistersinger»,...
Sie ist die Strippenzieherin im Reiche Roms. Sie will den Kaiser ermorden lassen, weil der es zunächst ablehnt, sie zu heiraten. Vitellia ist eine Auftraggeberin für Killer, die die schmutzige Arbeit an ihren Geliebten Sesto delegiert und am Ende doppelt glücklich davonkommt, weil das Attentat gescheitert ist und sie ausgerechnet von ihrem Wunschopfer begnadigt...