Auf 99 Jahre
Das Beste kam zum Schluss. Jedenfalls für den Hörer in Block J, Reihe 2, Platz 12, oben auf der gewellten Rang-Ellipse. Ein Stück für drei Klaviere, drei Harfen und drei Schlagzeuger von Pierre Boulez, «sur Incises». Hier mischte sich zu irisierend wogenden, explosiv-delikaten Gespinsten, was zuvor – bei Mozart (Es-Dur-Quartett KV 493) zum Beispiel oder bei Schubert («Der Hirt auf dem Felsen» für Sopran, Klarinette und Klavier) seltsam unausgeglichen wirkte: der Raumklang des neuen Konzertsaals im ehemaligen Kulissendepot der Berliner Staatsoper.
Es wird wohl noch einige Zeit vergehen, bis die Musiker des neu gegründeten Boulez Ensembles sich auf die akustischen Tücken der gleichfalls nach Boulez benannten, luftig eleganten salle modulable eingestellt haben, die Stararchitekt Frank Gehry als variabel nutzbares Oval mit maximal 682 Plätzen in den Schuhkarton des alten Paulick-Baus zauberte.
Knapp 34 Millionen Euro hat der fünfjährige Umbau des alten Magazingebäudes für die private Barenboim-Said-Akademie gekostet, die seit Dezember 2016 junge Musiktalente aus arabischen Ländern und Israel ausbildet. Zwei Drittel dieser Summe steuerte der Bund bei, er wird auch die Betriebskosten ...
Weiterlesen mit dem digitalen Monats-Abo
Sie sind bereits Abonnent von Opernwelt? Loggen Sie sich hier ein

- Alle Opernwelt-Artikel online lesen
- Zugang zur Opernwelt-App und zum ePaper
- Lesegenuss auf allen Endgeräten
- Zugang zum Onlinearchiv von Opernwelt
Sie können alle Vorteile des Abos
sofort nutzen

Opernwelt April 2017
Rubrik: Magazin, Seite 82
von Albrecht Thiemann
Musikologie ist leider keine «fröhliche Wissenschaft» im Sinne Friedrich Nietzsches, der seine Schrift «Vom Nutzen und Nachteil der Historie für das Leben» mit Goethe eröffnet: «Übrigens ist mir alles verhaßt, was mich bloß belehrt, ohne meine Tätigkeit zu vermehren oder unmittelbar zu beleben.» Ob Quellenkunde oder pingelige Analyse, der Bezug zur Gegenwart bleibt...
Ein Kastrat, dem bisher noch nicht gehuldigt wurde?! Antonio Maria Bernacchi. In ihm fand der junge Farinelli 1727 in Bologna bei einer Art Wettsingen seinen Meister, wie Franz Haböck in seiner Studie «Die Gesangskunst der Kastraten» berichtet. Das Ergebnis: Farinelli, obgleich bereits erfolgsverwöhnt, ging bei dem älteren Sänger, dem Begründer der späteren...
Vierzehn Jahre waren seit der ersten Aufführung des kompletten Werks in London vergangen, als die Frankfurter Oper «Les Troyens» von Hector Berlioz 1983 ebenfalls so gut wie ungekürzt herausbrachte, musikalisch von Michael Gielen ähnlich entzündet wie von dem feuereifrigen Berlioz-Pionier Colin Davis in Covent Garden. Doch szenisch war die Frankfurter Produktion...