Gemeinsam getrennt
Musikologie ist leider keine «fröhliche Wissenschaft» im Sinne Friedrich Nietzsches, der seine Schrift «Vom Nutzen und Nachteil der Historie für das Leben» mit Goethe eröffnet: «Übrigens ist mir alles verhaßt, was mich bloß belehrt, ohne meine Tätigkeit zu vermehren oder unmittelbar zu beleben.» Ob Quellenkunde oder pingelige Analyse, der Bezug zur Gegenwart bleibt oft aus, zumindest bleibt er folgenlos. Und wer sich ins 20. Jahrhundert vorwagte, musste noch in den sechziger Jahren mit Karriere-Blockaden durch die «Alten Herren», nicht selten braungetupft, rechnen.
Aber selbst fortschrittlichere Forscher beschränkten sich auf die «reine» Tonkunst, beäugten misstrauisch schon die Oper – auch als Verstoß wider protestantisches Bilderverbot.
Jürg Stenzls Fachinteressen indes sind nicht nur gespreizt zwischen Mittelalter und Avantgarde (Luigi Nono vor allem, aber auch Helmut Lachenmann), sondern treiben ihn seit Längerem über die medialen Grenzen: Die vielfältigen Relationen zwischen Musik und Film haben zu drei hervorragend neuartigen Büchern geführt: «Die Musik in den Filmen von Jean-Luc Godard» (edition text+kritik, 2010), ein Porträt des «verschollenen» Filmpioniers Dmitrij ...
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Opernwelt April 2017
Rubrik: Hören, Sehen, Lesen, Seite 30
von Gerhard R. Koch
alpha
02.04. – 20.15 Uhr
Mariss Jansons dirigiert Bruckner
Symphonie Nr. 9 d-Moll
14.04. – 11.00 Uhr
Joseph Haydn - Die sieben letzten Worte unseres Erlösers am Kreuze
16.04. – 20.15 Uhr
Verdi: La forza del destino
Aufzeichnung bei den Münchner Opernfestspielen 2014
17.04. – 11.00 Uhr
Julian Rachlin spielt Tschaikowsky
Violinkonzert D-Dur op. 35
30.04. – 20.15 Uhr
Rudolf...
Inszenierte Liederabende, die die Grenze zwischen Konzert und Theater aufheben, sind en vogue. Jetzt hat der vor allem für seine Heiner-Müller-Inszenierungen bekannte Regisseur Thomas Bischoff im Mannheimer Nationaltheater eine Performance mit zwei populären Orchesterliederzyklen, Hector Berlioz’ «Les nuits d’été» und Richard Wagners «Wesendonck-Liedern»,...
Der Witz ist Legende, in vielen Varianten erzählt. Wir nehmen mal diese: Auf einer Wolke sitzen die Pultgötter Böhm, Bernstein und Karajan. Böhm erzählt, er habe geträumt, ihm sei ein Engel erschienen und habe ihm versichert, er, Karl Böhm, sei der größte Dirigent. Daraufhin erwidert Bernstein, das sei doch sehr interessant – aber in derselben Nacht sei Gott vor...