Asterix und Adalgisa
Der Mond als keusche Göttin, der heilige Hain, die Misteln, zuletzt auch das zerstörend-reinigende Feuer: Die Natur spielt in Vincenzo Bellinis «Norma» bekanntlich eine große Rolle – und bei Freilichtaufführungen erst recht. Ohne ein schützendes Operndach über dem Kopf begeben sich Stimmfetischistinnen und Belcanto-Verehrer ebenso notgedrungen wie passend in Gottes Hand. Im speziellen Fall dürfte die Zuständigkeit an den gallisch-keltischen Taranis fallen, den «Donnerer», wodurch schon rein phonetisch eine Verwandtschaft zum germanischen Thor bzw.
Donar naheliegt, in dessen Geltungsbereich der Aufführungsort lag. Ob nun dieser oder jener: Die göttliche Macht war durch Gewitterstürme schon den ganzen Tag über zu spüren, und auch gegen Abend blieb zunächst noch der Regen an dieser kleinen, aber längst etablierten und weithin anziehenden Opernpilgerstätte. Klosterneuburg, Niederösterreichs drittgrößte Stadt und von Wien nur durch Kahlenberg und Leopoldsberg getrennt, besitzt eine lange Geschichte: Auf Donauseite weithin sichtbar sind die Doppeltürme des Augustiner-Chorherrenstifts sowie Fischer von Erlachs barocker Kaisertrakt mit den beiden Kuppeln, auf denen monumentale ...
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Opernwelt September/Oktober 2024
Rubrik: Im Focus, Seite 42
von Walter Weidringer
Als im Grand Théâtre de Provence ein Gluck-Marathon aus seinen beiden «Iphigénie»-Opern das Festival eröffnet, gehen in Paris Tausende auf die Straße, um gegen den Erfolg der extremen Rechten bei den französischen Parlamentswahlen zu protestieren. Die Eröffnungswoche in Aix, in der täglich eine Premiere stattfindet, liegt in jener ersten Juliwoche, die dem Schock...
Der Tod, so hat es der französische Philosoph Vladimir Jankélévitch in seiner fulminanten Studie «La Mort» postuliert, sei etwas Absurdes – etwas, das weit hinausreicht über unser Denken, unsere Weltwahrnehmung und über die Möglichkeit, das Unfassliche zu ertasten. Nicht so für Mérimées Carmen. Für sie ist der Tod eine Herausforderung; ein Gegner, dem eine Femme...
Quella è proprio brutta» – «jene ist wirklich hässlich», soll Verdi über die am 12. August 1845 im Teatro San Carlo in Neapel uraufgeführte «Alzira» gesagt haben. Über keine seiner Opern hat er ähnlich abschätzig gesprochen. Wenn schon der Schöpfer sein Werk verleugnet, darf man sich nicht wundern, dass die Nachwelt das vernichtende Urteil übernimmt. Die...