Amor, Outlaws, Fiakerkutscher

Spielzeitfinale in Paris mit Rameau, Strauss und der Uraufführung von Marco Stroppas «Re Orso»

Opernwelt - Logo

Die philosophische Welt feiert in diesem Jahr den 300. Geburtstag von Jean-Jacques Rousseau. Der Prediger des Natürlichen hatte zwei Gegenspieler: als Philosophen den brillanten Voltaire, als Musiker den gelehrten Jean-Philippe Rameau. Dessen Opernerstling «Hippolyte et Aricie» stand im Palais Garnier auf dem Spielplan. Rameau schrieb ihn 1733 im Alter von fünfzig Jahren. Eine Schäferposse, wie sie Rousseau erdachte, war seine Sache nicht. Rameau betrat die Opernbühne mit einer fünfaktigen Tragédie lyrique in den Spuren von Jean-Baptiste Lully.

Erhabenes in Götter- und Menschenwelt, Spielorte sind Himmel, Hölle und der Wald von Erymanthos. Schwere Kost, die in Paris jedoch von Ivan Alexandre mit einer wunderbaren Leichtigkeit in Szene gesetzt wird. Auge und Ohr werden aufs Schönste gefesselt. Das beginnt bei den von Antoine Fontaine gestalteten Schiebekulissen und Illusionsmalereien und endet beim Orchestre d’Astrée, das unter der Leitung von Emmanuelle Haïm ebenso kraftvoll und agil wie fein ziseliert spielt. Rameaus Partitur gleicht einem Füllhorn an Ideen und Farben: schmeichelnde Ariosi, packende Arien, rasante Fugen, dazu Apartes von Flöten, Fagotten und zwei Musettes.

Ein ...

Weiterlesen mit dem digitalen Monats-Abo

Sie sind bereits Abonnent von Opernwelt? Loggen Sie sich hier ein
  • Alle Opernwelt-Artikel online lesen
  • Zugang zur Opernwelt-App und zum ePaper
  • Lesegenuss auf allen Endgeräten
  • Zugang zum Onlinearchiv von Opernwelt

Sie können alle Vorteile des Abos
sofort nutzen

Digital-Abo testen

Opernwelt August 2012
Rubrik: Im Focus, Seite 16
von Mathias Nofze

Weitere Beiträge
Apropos ... Wagner-Jahr: Michelle Breedt

Frau Breedt, in Bayreuth debütieren Sie in einem kontrovers diskutierten «Tannhäuser». Hat der Regisseur Sie überzeugt?
Ich fühle mich, da ich in einer bestehenden Inszenierung debütiere, wie in einem «Tannhäuser»-Schnellkochtopf. Regisseur Sebastian Baumgarten hat auf jede Frage eine nachvollziehbare Antwort. Seine Arbeit zu bewerten, ist nicht meine Aufgabe. Ich...

Klangstifter

Thomas Mann und die Musik – ein oft beackertes Feld, auf dem kaum noch Steinchen liegen, die nicht schon gehoben und von allen Seiten betrachtet worden sind. Nun hat Timo Sorg in seinem Buch «Beziehungszauber» – die leicht gekürzte Fassung seiner Heidelberger Dissertation – einen Pfad gefunden, um bislang vernachlässigte Stellen zu erschließen. Statt der häufig...

Versöhnliches Finale

Wolfgang Quetes hat sich nach acht Jahren als Generalintendant aus Münster verabschiedet. Es spricht für ihn, dass er sich den Abschied mit seiner letzten Inszenierung nicht leicht, sondern besonders schwer gemacht hat. Webers 1826 für London komponierter «Oberon» ist – so Carl Dahlhaus – «weder ‹Oper› noch ‹Musikdrama›, sondern im Wortsinn ‹Musiktheater›»: eine...