Am Abgrund

Kühr: Stallerhof am Theater Klagenfurt

Opernwelt - Logo

Gerd Kührs erste Oper hat schon ein paar Jahre auf dem Buckel. 1988 wurde «Stallerhof» bei Hans Werner Henzes erster Münchener Musiktheaterbiennale uraufgeführt und seitdem einige Male nachgespielt. Nicht so oft wie etwa Wolfgang Rihms «Jakob Lenz», aber man konnte dem Werk immer wieder einmal begegnen. Auch die Neuproduktion am Stadttheater Klagenfurt zeigt die Qualität des Stücks. Franz Xaver Kroetz lieferte mit seinem gleichnamigen Theaterstück die Vorlage.

Das Ehepaar Staller (von Stephen Chaundy und Sarah Alexandra Hudarew exzellent dargestellt) hat eine körperlich beeinträchtigte Tochter, an welche sich Knecht Sepp heranmacht. Sie wird schwanger, eine Abtreibung misslingt, am Ende setzen die Wehen ein. Vorhang. So jedenfalls im Stück.

In Klagenfurt inszeniert Sophie Springer dies anders. Eine umgestürzte Kerze sorgt für Rauch und Flammen, vermutlich werden darin alle umkommen. Thomas Stingl hat eine große Bretterwand auf die Bühne gebaut, davor agieren die Figuren in Schieflage: Möbel und Menschen sind auf einer Schräge positioniert. Darunter dient ein Verschlag als Schlaf- und Bestrafungsstätte für die beeinträchtigte Beppi. Katharina Ruckgaber spielt und singt sie ...

Weiterlesen mit dem digitalen Monats-Abo

Sie sind bereits Abonnent von Opernwelt? Loggen Sie sich hier ein
  • Alle Opernwelt-Artikel online lesen
  • Zugang zur Opernwelt-App und zum ePaper
  • Lesegenuss auf allen Endgeräten
  • Zugang zum Onlinearchiv von Opernwelt

Sie können alle Vorteile des Abos
sofort nutzen

Digital-Abo testen

Opernwelt Dezember 2024
Rubrik: Panorama, Seite 37
von Jörn Florian Fuchs

Weitere Beiträge
Vollkommenes Glück

Während ringsum in Europa der Klassizismus Wurzeln schlug, schuf Jean-Philippe Rameau mit «Les Boréades» eine letzte Apotheose der von Lully begründeten französischen Barockoper. Das Werk des 80-Jährigen wurde 1763 zwar noch geprobt, vermutlich aus Zensurgründen aber nicht aufgeführt und nach Rameaus Tod 1764 vergessen. Mehr als 200 Jahre später entriss John Eliot...

Ringen und Singen

Von den alten Griechen ist der Mythos überliefert, dass Schwäne im Angesicht des Todes besonders schön singen. Daher rührt der Begriff «Schwanengesang». Seitdem die English National Opera vor dem Abgrund steht, singt und spielt sie, als beflügle die Not des Hauses ihre Kreativität. In den letzten zwei Jahren hat die ENO eine Reihe von Aufführungen produziert, wie...

Stil-Fasching

Ob Größe S oder XL, ob 54 oder sogar 59, das ist hier egal. Diese Hüte passen allen, das Metall ist ja schön schmiegsam. Bevor man also den Martini-Park betritt, muss man draußen an der Aluhut-Station vorbei. «Anfertigung nach Maß», verspricht ein Plakat und: «Weil Sie es uns wert sind». Manche tragen die Kopfbedeckung tatsächlich in der Premiere, schließlich...