Alles Schwere so leicht
Das Outfit ist, nun ja, gewagt. Vor allem, wenn man bedenkt, aus welcher Zeit es stammt. Die 1950er-Jahre in Deutschland waren noch nicht unbedingt von jenem freien Geist geprägt, den die Generation danach etablieren sollte. Das Abendkleid jedoch, das die junge Frau mit dem verschmitzten Lächeln trägt, kündet von der kommenden Avantgarde: weitgeschwungen in der Taille, bis auf den Boden reichend, in der Büste figurbetont und ziemlich buntgescheckt. Dazu elegante weiße Handschuhe, die bis über die Ellenbogen reichen, und ein Collier, das einen Hang zum Mondänen verrät.
Renate Schmitzer, die «verrückte Nudel», wie sie eine Mitstreiterin einmal nicht ohne Bewunderung nannte, konnte das tragen. Und nicht nur, weil sie attraktiv war. Sie wusste, was ihr selbst ein vorteilhaftes Äußeres verlieh. Mehr aber noch besaß sie ein stilsicheres Gefühl dafür, was anderen Menschen stand, nicht nur Frauen. Sie hatte ihr Handwerk von der Pike auf gelernt, zunächst als Schneiderin, dann als Gewandmeisterin, und sie besaß diesen Blick für das Andere, Ungewöhnliche, Besondere.
Als sie 1967, nach Hospitanz und Assistenzen an den Städtischen Bühnen Köln, am Theater Dortmund ihr erstes Festengagement ...
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Opernwelt Dezember 2020
Rubrik: Magazin, Seite 59
von Jürgen Otten
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Kein Mond, nirgends. Das Universum ist schwarz. Und doch schwebt das ferne, dabei so nahe menschengesichtsgleiche Gestirn über allem, was die Muse dem Dichter eingab, was sein Gefühl durchflutet. Immer wieder ruft Pierrot, fantastische Gestalt im Weltinnenraum, diesen nächtig todeskranken Planeten an, der da auf des «Himmels schwarzem Pfühl» wohnt und dessen Blick,...
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