Das Schreckliche so schön
Rainer Maria Rilke hatte vermutlich seinen Hegel gerade nicht zur Hand, als er, in den «Duineser Elegien» war es, die poetische These formulierte, das Schöne sei «nichts als des Schrecklichen Anfang». Vergegenwärtigen wir uns nur einmal die Geschichte von Orpheus, dem Ursänger, und seiner geliebten Eurydike, so mag dieses Wort des Dichters zwar zutreffen.
Hört man aber Claudio Monteverdis Musik aus «L’Orfeo», die das mythische Sujet in erhabene Klänge kleidete, dann gilt das ganze Gegenteil: Das Schreckliche, hier: Eurydikes Tod und die verunglückte Rückholaktion durch ihren Geliebten, ist eben auch nichts als des Schönen Anfang.
Vor allem, wenn es mit solch stilistischer Seriosität, so sinnlich und transparent musiziert wird wie am Musiktheater im Revier in Gelsenkirchen. Werner Ehrhardt und die Neue Philharmonie Westfalen treffen in dieser Gemeinschaftsproduktion von Oper, Tanz und Puppenspiel exakt den richtigen Ton für Monteverdis mal zart-elegische, mal beschwingte, psychologisch minuziös austarierte Favola in Musica. Die Phrasen atmen, die Dynamik ist fein abgestuft, der Klang besitzt das richtige Maß zwischen nobler Dezenz und geschliffener Rhetorik – Klangrede vom ...
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Opernwelt Dezember 2020
Rubrik: Panorama, Seite 38
von Jürgen Otten
61. Jahrgang, Nr 12
Opernwelt wird herausgegeben von Der Theaterverlag – Friedrich Berlin
ISSN 0030-3690
Best.-Nr. 752339
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Andrea Kaiser | reda...
Der Wiener Jugendstil, so hat es Nike Wagner einmal poetisch und zutreffend formuliert, sei die «Kunst der Träumerei entzügelter Nerven». Symptomatisch für diese Zeit steht Alexander Zemlinskys Oper «Der Traumgörge» von 1907. Dessen Titelheld ist ein Träumer, der sich in Bücher versenkt und seine lebenslustige Braut Grete lieber dem bodenständigen Hans überlässt....
alpha
25./26.12. – 11.00 Uhr
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