Alles auf Neustart?
Ein maroder Theaterinnenraum aus dem bürgerlichen 19. Jahrhundert. 935 Nutzungseinheiten soll er nach dem Umbau hergeben, gigantische Einnahmen durch Verpachtung und Vermietung bringen. Das rechnet die Immobilienmaklerin dem Regisseur auf der Bühne vor und erklärt, bevor die Bautrupps mit der Abrissbirne anrücken: «Hier wird nicht mehr probiert, hier wird gemacht.
»
Das würde ein gutes Motto für Vera Nemirovas Interpretation von Peter Ruzickas und Peter Mussbachs «Hölderlin»-Oper abgeben, die seit der von einem Eklat um das Leitungsteam begleiteten Berliner Uraufführung 2008 (siehe OW 1/2009) nicht mehr nachgespielt wurde. Die Regisseurin muss wohl gespürt haben, dass der Mangel an narrativen Strukturen des aus Hölderlin-Zitaten und profanem Gegenwartsvokabular gemixten Stücks nach einer neuen Idee für die Bühne verlangt: Die Theater-Metapher, die auch das Scheitern Hölderlins an seiner Zeit aufgreift, ist so stark, dass sie die Vorlage zu ersticken droht. Zumal die Regie ins Ironische, stellenweise sogar in Richtung Klamauk steuert. Indem Nemirova den Konflikt der um ihre Daseinsberechtigung kämpfenden Künstler mit der kapitalistischen Profitlogik schildert, führt sie das Theater ...
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Opernwelt Juli 2015
Rubrik: Panorama, Seite 33
von Alexander Dick
Als im Januar 1962 an der Londoner Covent Garden Opera der Vorhang zu einer neuen «Zauberflöte» unter Otto Klemperers Leitung aufging, waren die Erwartungen hoch – galt seine Einstudierung des «Fidelio» im Vorjahr doch als Offenbarung. Der Mozart aber geriet zur Enttäuschung, vor allem szenisch (der Maestro hatte sich ausbedungen, selbst die Regie zu übernehmen)....
Natürlich ist es reiner Zufall, dass zeitgleich zur Braunschweiger «Peer Gynt»-Premiere in München NS-Kunst aus dem Depot geholt und mit Zeitgenossen konfrontiert wurde. Wird da aus dem Keller heraufgezerrt, was im Rahmen einer (verspäteten) Entnazifizierungsdebatte dorthin verbannt wurde? Auch in Cottbus war Werner Egks Ibsen-Destillat aus dem Jahr 1938 ja...
Erst vor Kurzem ist eine Studioaufnahme von Agostino Steffanis großartiger Oper «Niobe» erschienen (siehe OW 3/2015), hervorgegangen aus einer Produktion des Boston Early Music Festivals. Jetzt folgt bereits eine weitere Aufnahme dieses Werks, die auf Mitschnitten einer Aufführungsserie am Royal Opera House Covent Garden basiert. Nach dem enormen Erfolg, den...
