Albtraum im Uhrwerk

Strauss: Elektra am Theater Würzburg

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Richard Straussens «Elektra» ist zwar, der monströsen Musik zum Trotz, ein kompaktes Werk; dass es aber ausgerechnet in einem Ausweichquartier zu einer seltenen Kraft und Durchdringung kommt, war so nicht zu erwarten. Der Regisseurin Nina Russi und dem Dirigenten Enrico Calesso gelingt dieses eigentlich gar nicht so kleine Musiktheaterwunder in der Theaterfabrik Blaue Halle, in der das Mainfranken Theater Würzburg derzeit Oper spielt. Wesentlichen Anteil daran hat Ausstatterin Julia Katharina Berndt, deren Bühne ein quadratisches weißes Podest im Orchestermeer ist.

In der Mitte des Spielwürfels eine weiße raumteilende Schwingtür, die längs, quer und diagonal zur schlicht getäfelten Salonwand werden kann. Sie ermöglicht zügige Auftritte und Abgänge, Lauschaktionen, Einsamkeiten, Schattenspiele. Unterm Podest ist es finster und vermüllt. Hier haust Elektra im Halbschatten und hütet Kindheitserinnerungen (Orests Dreirädchen taucht später auf ), während sich oben in Berndts eigenwilliger Variante von Jahrhundertwendekostümen ein bürgerliches Kammerspiel ereignet. Bis in die Mundwinkel der Statisterie hinein ist das ein Belauern und Aufeinanderhocken, eine Häme und eine Angst, eine Lust ...

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Opernwelt Dezember 2023
Rubrik: Panorama, Seite 43
von Judith von Sternburg

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