1000 Farben: Lila

Hinreißend, herzig, witzig, intelligent: Johannes Erath zeigt Bellinis «La sonnambula» in Düsseldorf als virtuosen Albtraum in Violett – mit überragenden Sängerinnen und Sängern

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Die Alpen sind als Opern-Handlungsort von den komponierenden Protagonisten der Musikgeschichte bisher keineswegs verschmäht worden: Gaetano Donizettis «Linda di Chamounix» (1842) bezeichnete der Schriftsteller und Satiriker Eckhard Henscheid einmal verschmitzt als «die höchste Oper». Der (heutige) Ort Chamonix-Mont-Blanc liegt aber an sich «nur» auf ungefähr 1.000 Metern. Alfredo Catalanis Dramma lirico «La Wally» (1892) wiederum spielt im südtirolerischen Sölden – und damit, sicher weniger qualitativ als quantitativ, mit 1.

368 Metern über dem Meeresspiegel in einer «höheren Liga». Fabian Müllers Neuschöpfung «Eiger» (OW 2/2022) – 2021 erfolgreich vom Theater Biel/Solothurn aus der (eisigen) Taufe gehoben – schießt dabei mit knapp 4.000 Metern «Schöpfungshöhe» den Vogel (hier: vermutlich ein Steinadler) ab. Die wohl am häufigsten gegebene «Alpenoper» dürfte aber unbestritten weiterhin Vincenzo Bellinis Melodramma «La sonnambula» (1831) sein. Eine äußerst gelungene, ja, irre intelligente Inszenierung hat jetzt Johannes Erath an der Deutschen Oper am Rhein in Düsseldorf (38 Meter «hoch») herausgebracht. 

Im Rahmen eines nur scheinbaren Idylls (es lauern althergebrachte Rollenbilder, ...

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Opernwelt April 2023
Rubrik: Im Focus, Seite 8
von Arno Lücker

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