Zwischen den Zeilen
Angeblich hasst es das Publikum, wenn es zum Mitmachen animiert werden soll. In Christopher Rüpings Inszenierung von Mieko Kawakamis Roman «Brüste und Eier» am Hamburger Thalia Theater aber lassen sich die Zuschauer:innen begeistert direkt angehen. «Hallo …», lächelt Maike Knirsch zu Beginn schüchtern in den Saal, «Hallo!» schallt es aufmunternd zurück. Worauf Knirsch sich mehr traut. Jetzt bitte mal die Hand heben, wer Kinder hat. Und wer gerne welche hätte. Und schließlich: weswegen eigentlich? Da gehen allerdings die Meinungen auseinander.
«Man ist nicht alleine» tönt es aus dem Rang, «es macht Spaß» von hinten, in der Saalmitte betont eine Frau, dass Nachwuchs immer wieder neue, junge, talentierte Schauspieler:innen hervorbringen würde, da freut sich die 27-Jährige. «Woher soll man denn wissen, dass man Kinder will», fragt sich Knirsch. «Vielleicht ist es die Natur, die da aus einem spricht?» Worauf ein letzter Zuschauer sich einmischt: «Oder der Opa!» Und hiermit ist der inhaltliche Gehalt von Rüpings Romanbearbeitung eigentlich schon gut zusammengefasst.
Kawakamis Vorlage erzählt abschweifungsreich von der Nachwuchsschriftstellerin Nat -suko. Die lebt mehr oder weniger ...
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Theater heute 7 2022
Rubrik: Aufführungen, Seite 18
von Falk Schreiber
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