Zukunft ist anderswo
Eine Sensation steht gleich am Anfang des Festivals: die erfrischende und fantasievolle neue Arbeit von Marlene Monteiro Freitas. Schon vor zwei Jahren war der von den Kapverden stammenden und in Lissabon lebenden Choreografin und Tänzerin ein erstaunlicher Beitrag zum Kunstenfestival gelungen. Jetzt hat sie sich am Mythos der Bacchen abgearbeitet mit fünf Tänzer*innen (drei Frauen, eine davon sie selber, zwei Herren), fünf Trompetern und drei Musikern.
Mit nichts als Notenständern und ihren Körpern demonstrieren sie die Entstehung des Tanzes und der Musik aus Rausch und Körper, oder umgekehrt: Die Entstehung der Körper und des Tanzes aus der Musik versetzen sie in dionysische und apollinische Zustände, zeichnen in erstaunlichen Bildern Körper-Konventionalisierungen, -Disziplinierungen und -Verausgabungen.
Immer wieder falten sich die Tänzer*innen aus der Ekstase in die absurdesten Verrenkungen mit hochgezogenen Knien oder in mechanische Bewegungen, als wären sie zu Maschinen oder elektrischen Puppen geworden, in enger Verflechtung mit der Musik, die auch ein visueller Teil der Choreografie ist. Dabei gelingen immer neue Artikulationen einer eigenen Körpersprache, oft mit ...
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Theater heute Juli 2017
Rubrik: Kunstenfestival Brüssel, Seite 38
von Stefanie Carp
Stücke sind out, Stückentwicklungen in – der Eindruck drängt sich beim Durchblättern der Spielpläne auch großer Schauspielhäuser seit Längerem auf, zumindest was die aktuelle Dramatik betrifft. Dabei wird oft unterschätzt, dass Selbermachen hier oft eines höheren zeitlichen Aufwands bedarf, den sich die Theater im engen Premierentakt dann doch nicht leisten wollen....
Ein Afrikanerjunge liegt reglos auf weißem Grund. Was fehlt ihm nur? Unwillkürlich springt die Assoziationsmaschine im Zuschauerhirn an. Da liegt ein Flüchtlingskind, ertrunken am Strand, verdurstet in der Sahara, erschlagen am Straßenrand. Armer kleiner Kerl.
Ein beleibter Weißer setzt sich an den Rand der Szene, knackt eine Schokoladentafel, vertilgt sie wie...
Ich möchte im Folgenden einige dringliche, bruchstückhafte und unfertige Gedanken über unsere globale Gegenwart mit Ihnen teilen; darüber, was unsere heutige Zeit im Kern ausmacht; was diesen eigentümlichen Moment, den unsere Welt derzeit durchlebt, beschreibt. Da es letztlich auch darum geht, unserer Zeit einen Namen zu geben, erlaube ich mir zu behaupten, dass...