Wer macht den Juden zum «Juden»?
Das Gift wirkt langsam, gründlich und nimmt einen langen Weg. Seine Wirkung verdankt es nicht zuletzt Thomas Dreißigackers Bühne, der in einem unmöglichen Raum das Unmögliche ermöglicht hat. Der Raum ist das sogenannte Depot 1 des Schauspiels Köln in Köln-Mülheim, weit hinter Deutz. Dieses «Depot» – eine Halle, in der eine unförmig breite Zuschauertribüne vor eine unsäglich breit-schmale Bühne geklotzt steht – trägt seinen Namen sehr zu Recht: Man sollte besser Kisten darin stapeln.
Dreißigackers Bühne besteht im Wesentlichen nur aus einem etwa 40 Meter breiten Laufsteg auf Stelzen, etwa zweieinhalb Meter hoch, quer zum Publikum. In der äußersten rechten Ecke ein kleiner Bandstand, in der äußersten linken Ecke ein Sofa; dazwischen die leere Spielfläche. Der Stelzentrick hebt das Geschehen auf Augenhöhe; das Cinemascope-Überbreitformat lässt die Zuschauerköpfe wandern. Oft genug sieht man die Reihen vor sich wie beim Tennis: Aufschlag vom Sofa, alle Scheitel nach links. Return von der Gegenseite, alle Augen nach rechts. So dreht man Köpfe und schraubt sie in die Aufmerksamkeit.
Was sie sehen, ist nicht besonders erbaulich, auch nicht gerade spektakulär, sondern vor allem ein ...
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Theater heute April 2014
Rubrik: Aufführungen, Seite 22
von Franz Wille
Am Ende von Peter Handkes biografischem Porträt seiner Mutter, die 1971 Selbstmord beging, fliegt der Ich-Erzähler, der gerade die Todesnachricht erhalten hat, zurück nach Österreich. «Beim Zeitungslesen, Biertrinken, Aus-dem-Fenster-Schauen verging ich allmählich in einem müden, unpersönlichen Wohlgefühl», heißt es in «Wunschloses Unglück». «Ja, dachte ich immer...
personen
adi molkereiarbeiter
karina molkereiarbeiterin
hans exekutivbediensteter
jenny betreiberin der bahnhofsreste
huber mittleres molkerei-management
pausen
/............ ein schlag
//....... zwei schlag
///...... drei schlag
«die aufgabe einer kritik der gewalt lässt sich als die darstellung ihres verhältnisses zu recht, gerechtigkeit und butter...
Wenn er einen ansah, unter seinen buschigen, kühn gewölbten Augenbrauen hindurch, fühlte man sich ertappt. Fritz Marquardt Aug in Auge standzuhalten, dem gar nicht großgewachsenen Mann, war nicht einfach. Weil man ihm ein reiches, so großes wie bescheidenes Leben mit all seinen Umbrüchen, Widersprüchen, Herausforderungen ansah – er versteckte es nicht, ihm war...