Wenn Kunst zu viel Arbeit macht
Unter Tage wird geschuftet. Nähmaschinen rattern, Zuschneideapparate kreischen, Ventilatoren surren, und aus dem fensterlosen Lagerhintergrund dringen diffuse Dröhn- und Stampfgeräusche. Neonröhren und vergitterte Fernsehbildschirme, über die der tschechische Trickfilm «Der kleine Maulwurf» flackert, spenden fahles Licht, zwischen Tischen und Raumteilern, Bleichbecken und Kisten voller Stoffballen und Garnrollen quetschen sich Maulwurfsmenschen an die Maschinen, vor allem: Kinder.
Sie vernähen Hosenbeine, färben Jeansstoffe, schlafen und kuscheln zwischendurch mit dem Hund, während ab und zu eine fette Ladung Theaternebel durch den Fabrikkeller dampft: Es gibt sie noch, die gute alte Manufakturarbeit. Ob es aber in den Sweatshops zwischen Rumänien und Bangladesch auch so romantisch-versifft zugeht wie auf der Bühne des Hamburger Thalia Theaters?
Mit dieser starken Szenerie eröffnet der ungarische Film- und Bühnenregisseur Kornel Mundruczo seine Inszenierung von Gerhart Hauptmanns «Die Weber». Jörg Pohl als Figurenmischung aus dem Weber Bäcker und Revolutionär Moritz Jäger tritt an die Rampe und bietet die gerade fertig genähte Jeans heiß von der Nadel der ersten Zuschauerreihe ...
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Theater heute Juli 2017
Rubrik: Aufführungen, Seite 18
von Eva Behrendt
«Einfach ist der Kampf der Generationen sowieso nie.» Die Mutter starrt ins Leere, desillusioniert, einsam; sie hat die Vorstellung aufgegeben, Einfluss auf ihren pubertierenden Sohn zu haben. Auf ihren Sohn, der sich falsche Freunde gesucht hat, der sich radikalisiert hat, im Internet, wo auch immer, man weiß so wenig. Jedenfalls: Der Sohn hat einen Anschlag...
Just an dem Tag im März, an dem Bundespräsident Steinmeier sagte, bei einigen «Menschen gerät, wenn sie anonym kommunizieren, die Sprache offenbar schnell außer Kontrolle» und es gebe nicht mehr die Haltung, dass auch der andere Recht haben könnte, stand in der Blue Box des Nürnberger Schauspielhauses Mark Zuckerberg auf der Bühne und flehte eine junge Frau an:...
Die Ursprungsfassung von „Homohalal“ entstand aus der Zusammenarbeit von Ibrahim Amir mit der Regisseurin und Dramatikerin Tina Leisch sowie der Schauspielerin Natalie Assmann im Rahmen des zweijährigen Theaterworkshops mit den Refugees und Aktivistinnen des Wiener Votivkirchenprotestes 2012 insbesondere mit Ali Asmat, Mohamed Mouaz und Said Café. Die Dresdner...