Weniger bringt mehr
Heute: Wirklichkeitsflimmern! Die Wirklichkeit ist von vornherein so beschaffen, dass man sofort mit ihr spielen möchte, auch als Kind. «Vater, Mutter und Kind» ist die Form für die unmittelbare Umsetzung häuslicher Frustrationen und Konflikte ins Spiel. Die Abbildung ist der erste Schritt zur Bewältigung. Dabei muss der Wirklichkeitsbezug unmittelbar und direkt sein. Mit der Nachbarstochter hat mir «Vater, Mutter und Kind» früher wenig Spaß gemacht, weil die Konflikte, die sie einbrachte, einfach nichts mit meinem Leben zu tun hatten.
Im Spiel mit ihr habe ich, wie man heute in den interaktiven Multimedia-Spielwelten sagen würde, ständig weggezappt. Kinder sind ungeduldige Zuschauer und Mitspieler.
Die so genannten «Realityformate» der Privatsender sind die Übersetzung dieser Kinderspiele in Entertainment für erwachsene Kinder. Heerscharen von Laiendarstellern bevölkern die Fernsehstudios. Fernseh-Privatdetektive, die eben noch echte Privatdetektive waren, hetzen, von Minikameras an der Sonnenblende ihrer Prachtkarossen beschattet, verdächtigen Personen hinterher, begehen fröhliche Akte von Hausfriedensbruch und rangeln mit gespielten Schwerverbrechern. In diesen ...
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Dr. Sven-Joachim Otto ist trotz seiner jungen Jahre ein erfahrener Schauspieler. 1999, mit gerade 29 Jahren, spielte er auf einer mittleren Provinzbühne schon eine Protagonistenrolle: Er ließ sich als CDU-Kandidat für das Oberbürgermeisteramt der Stadt Mannheim aufstellen, unterlag, blieb aber dem Polittheater treu. Trotz eines zweiten, demütigenderen Absturzes:...
Nach der Lektüre von Günter Grass’ so genanntem Wenderoman wäre man nicht gleich darauf gekommen, aber die Verfilmung bringt es an den Tag: Die «Unkenrufe» scheinen wie geschaffen fürs öffentlich-rechtliche Fernsehen. Die Hauptpersonen sind schon etwas reifer, mithin im genau richtigen Alter für den Durchschnittszuschauer von ARD und ZDF; die Handlung bereitet ein...
Nicht versöhnt» hieß die Straub-Verfilmung von Heinrich Bölls «Billard um halb zehn» über das Sich-Arrangieren der westdeutschen Nachkriegsgesellschaft, die nie aufgehört hat, vom Sakrament des Büffels zu essen. Auf dem Brot der frühen Jahre und seinen hart gewordenen Krusten kaut Armin Petras herum, wenn er am Schauspiel Köln Ibsens Enthüllungsdrama «Die Wildente»...