Was man in Deutschland denkt, fühlt und ist
Nach stundenlangem Kampf neigt sich die Bunkerdecke ein letztes Mal. Die Blechgeschirre mit der Henkersmahlzeit scheppern zu Boden, Leichen rutschen malerisch über die Schräge, dumpfes Wummern liegt in der Luft. Nur zwei Recken können noch aufrecht stehen: Gunther und sein braver Hagen, der ihm noch im Untergang den Rücken zur Sitzgelegenheit krümmt. Treu bis in den Tod. Dann kommt es, wie es kommen muss: Schwertgeschlitzt sinken auch die letzten Krieger hin.
Eisernes Pathos regiert das Finale von Andreas Kriegenburgs Münchner «Nibelungen».
Der suggestive Pomp um unverbrüchliche Mannesehre im Auge des sicheren Untergangs kennt kein Entweichen und dürfte noch den härtesten Wehrmachts-Rentnern eine Träne aus den greisen Augenwinkeln locken. Auch die Wirkung auf sentimentalere Gemüter ist beschreiblich. Man muss es in den Kammerspielen gesehen haben, im geschmackvollsten Jugendstil-Wohnzimmer der Bühnenrepublik, wie es so manchen theaterbegeisterten Mittvierziger, die gut verdauten Weißbiere an den Hüften, von den Sitzen hochreißt zum stehenden Applaus. Und noch beim Berliner Theatertreffen-Gastspiel in der ideologiezertrümmernden Volksbühne donnerte der Zuspruch recht beachtlich.
Da ...
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Mein bester Thomas, ich sende dir Grüße. Hier gehen die Dinge ihren gewohnten Gang. Bombenterror herrscht, und das schon bald vier Jahre. Oder noch länger. Kommt darauf an, ab wann man zu zählen beginnt. Wahrscheinlich hat das gar nie aufgehört. Also auch nie angefangen. Keine Ahnung, was ich dagegen tun kann. Und deshalb bleibe ich zu Hause. Wir haben uns nett...
Das Kameraauge der Autorin fährt im Inneren einer Küche entlang und bleibt am auf dem Tisch liegenden Käsebrot hängen. Ein in Zellophan eingepacktes Käsebrot. Dessen Käse sich wellt und schwitzt. Dem die Butter aus den Löchern quillt. Dessen Farbe auch eine Haarfarbe sein könnte. So schreibt sie, so beobachtet sie, so sind ihre Welten. Im Detail entdeckt Anja...