Warten auf die Geschichte

Frankreich kurz vor den Wahlen: Präsidentschaftskandidat Emmanuel Macron und Theater­macher wie Ariane Mnouchkine oder Massimo Furlan kämpfen für kulturelle Diversität.

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Was beschäftigt Frankreichs Theater gut einen Monat vor den Präsidentschaftswahlen? Jedenfalls nicht das Kampagnengeschäft der «Présidentielles». Vielleicht sind sie einfach noch zu weit weg, vielleicht liegen die jüngsten heftigen Krawalle und Polizeiübergriffe in der Pariser Ban­lieue einfach noch zu nahe. Zu den Prä­sident­schaftskandidaten ist kaum ein Wort zu vernehmen. Dabei hat der Präsident der Republik in Frankreich durchaus nicht bloß repräsentative Funktion, sondern kann – auch in kulturellen Fragen – manches bewirken.

In der Regel beschränkt sich dies allerdings darauf, der eigenen Ära ein Denkmal zu setzen.

Was aber bleibt, stiften in Frankreich gewöhnlich die Architekten. Das futuristische Büroviertel La Défense zum Beispiel, das einst noch Charles de Gaulle im Geiste Jacques Tatis erfand; der nationale Kunsttempel im Beaubourg-Quartier, der Georges Pompidou verewigt; die Grande Arche und die Pyramide im Louvre, die an François Mitterrand erinnern. In den letzten Jahren lassen die Staatslenker ein wenig nach. Nicolas Sarkozy hinterließ mit der «Métro des 21. Jahrhunderts» immerhin noch unterirdisch Großes. Aber der abtretende François Hollande zeigt schon gar keine ...

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Theater heute April 2017
Rubrik: International, Seite 30
von Andreas Klauei

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