Vom Rand ins Zentrum
Sehr viel haben sie sich vorgenommen – nichts weniger als eine komplett veränderte Definition dessen, was Theater sein kann und sein soll. Dafür aber muss das Theater, wie es ist, zerstört werden – zunächst als Raum: Weg mit den historischen Sälen und der Teilung von Bühne und Zuschauerraum, in Südamerika in der Regel orientiert am alten «Teatro Italiano», gelegentlich sogar noch mit Mittel-Gängen zwischen den Parkett-Reihen, und her mit offenen Räumen von Spiel und Begegnung, Auge in Auge mit dem Publikum, das möglichst im Kreis um die Spieler:innen herum sitzt.
Weg auch mit Ensemble und Repertoire – das ist leicht zu bewerkstelligen in Latein- und Südamerika, wo beides extrem selten ist. Weg aber vor allem (und das ist auch hier wieder der erste Schritt!) mit der vertrauten, abgenutzten Sprache, dem Medium der Definition und Meinungshoheit – «Teatra» soll das alte «Teatro» irgendwann heißen, und die Entscheidungen über’s Programm trifft künftig weder Dramaturgin noch Dramaturg, sondern die «Travaturgia» …
Die Begriffe sind gewöhnungsbedürftig, außer womöglich für die Insider:innen, die an einem der Tage der Festival-Diskurse beieinander sitzen in der Bibliothek, die den Namen ...
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Theater heute Juni 2024
Rubrik: Magazin, Seite 66
von Michael Laages
Unica Zürn beschreibt in «Dunkler Frühling» ein zwölfjähriges Mädchen, das sich aus Liebeskummer aus dem Fenster stürzt. 1970, ein Jahr nach Erscheinen der Erzählung, wirft sich die 54-jährige Schriftstellerin selbst aus dem Fenster und stirbt. Heute wirkt Zürns nur 64 Seiten kurze Erzählung wie ein beklemmender Ruf aus alten Zeiten. Überdeutlich beschreibt sie...
BERLIN, GROPIUS BAU
bis 14.7., Radical Playgrounds: From Competition to Collaboration.
Internationale Künstler:innen verwandeln den Parkplatz neben dem Gropius Bau in radikale Spielräume, auf denen u.a. Florentina Holzinger, Tomás Saraceno und Céline Con-dorelli einen elfwöchigen Kunstparcours unter dem Motto «From Competition to Collaboration» gestalten. Die von...
Thomas Unthan – er verantwortet die Ausstattung von «Queerio» – sei als allererstes ein Kompliment gemacht: Für die herrlich surrealen Kostüme, die er sich ausgedacht hat und mit denen er sich um die Ausstattung des nächsten Tim-Burton-Films bewerben sollte. Gruselig bunt und wunderbar überzeichnet. Da klebt Noah Schlechtweg, der über weite Strecken des Abends die...